The Big Cities

Sydney

Der Flug war nicht lang, ich genoss meinen Fensterplatz. Und bekam mit meinem Ticket sogar war zu essen. War nur banana cake und Kaffee, aber immerhin.

Auf dem Flughafen ging alles fix, es war ja ein domestic flight.

Schnell noch eine Opal Card (die eierlegende Wollmilchsau für sämtlichen Nahverkehr im Großraum Sydney) mit 75$ Guthaben bestückt und schon war ich auf dem Weg.


Dank der Beschreibung von John und Zug und Bus 470 habe ich ruckzuck nach Annandale in sein Airbnb gefunden. Das war nicht billig, aber oha, es lohnte sich. Ich konnte mir einen 4stelligen Code für die Eingangstür bestellen, für meine Zimmertür gab es eine Fernbedienung, im Zimmer regelte Google das Licht, im Schrank versteckt war ein Kühlschrank und ein Wasserkocher und ein paar Leckerlies. Das Bad war drei Stufen höher und um die Ecke, es hatte nach außen eine bewegliche Lamellenwand aus Glas, die Wand am Waschbecken und der Toilette war voll verspiegelt. Der Mülleimer reagierte auf Bewegung und öffnete sich beim Annähern...

(Oh und BTW, eine Sache, die ich nach meiner Reise nicht vermissen werde - in ganz Südamerika musste man das benutzte Klopapier in den Mülleimer daneben werfen. In Australien darf/ nein, muss man es wieder runterspülen. Na zum Glück!!)


Der Wohnbereich war mit großen Gemälden geschmückt, was Abstraktes neben einer großen Collage - Portrait von John Lennon und einem dotpainting Rainbow, der sich über den Beatles Figuren auf dem Sideboard spannte. Sehr stylisch. Davor die moderne Küche, sehr clean ... beim Kochen sollte ich es einfach halten, meinte er, keine 5 Gänge Menüs oder so.. na, ich werd mich hüten...


Das ganze Haus und Grundstück war wie ein Schlauch und ging nach hinten, wo noch ein kleiner Garten und sogar ein Pool war. Dann kam noch eine Garage, die aber zu einer anderen Straße öffnete. Wow. 


Es dauerte eine Viertelstunde, bis er mir alles erklärt hatte. OK, hier lässt es sich eine Woche gut aushalten.


Ab in die Kaufhalle, und den Kühlschrank füllen. Beim Essen hab ich es sehr simple gehalten, Brot und Obst und Kräuterquark und Nutella fürs Frühstück... 


Beim Gang zur Kaufhalle sah ich schon mal die Anzac Bridge, eine riesige Hängebrücke, mit australischer Flagge und der, der Aborigines auf den Pylonen.

Ich bin wirklich hier!


Draußen machen die Vögel Rabatz seit den ersten Sonnenstrahlen. Hätte ich nicht so erwartet mitten in der Stadt. Also schnell auf, anziehen, ab in die city. Der Bus bringt mich fast bis zum botanischen Garten. Der ist ganz nett, eine Shakespeare Theatergruppe spielt gerade ein Open Air Stück für Kinder ... Und dann sehe ich SIE!!!


Kneif mich mal! Ein Traum!!! Ich bin wirklich hier - vor mir in der Bucht - das Opernhaus von Sydney mit seinem berühmten, weiß schimmernden Dach, das an Segel erinnern soll, und dahinter die Harbourbridge, die in Deutschland die meisten vom Silvester Feuerwerk kennen, wenn das im Fernsehen kommt, haben wir noch 10 Stunden Zeit ...


Jaaa, Hui! Durchatmen! Hier wollte ich schon als Kind her. Das Opernhaus habe ich schon als Kind von einem Foto abgezeichnet. Irgendwo gibt es das Bild noch... 

Und jetzt konnte ich wirklich alles anschauen und berühren. Von außen. Tickets hätte es auch gegeben, aber für eine Oper über 250$ bezahlen, und dann hätte ich vielleicht nicht den richtigen Dresscode dafür.... Nee.


Draußen war viel Zaun und Absperrung. Das hatte seinen Grund - morgen ist Australia Day - der Nationalfeiertag. Die einen feiern die Ankunft der First Fleet und damit das Aufbauen des neuen Landes, die anderen nennen es Survival oder Invasion Day und haben keinen Grund zum Feiern. Darum ist er auch umstritten. Seit Jahren bemüht man sich ,diese Kluft zu überwinden und den First Nation people, den Aborigines, ihre Rechte zurück zu geben und sie ihren Weg gehen zu lassen. Aber es ist wie überall ein langer Weg.


Morgen also große TV Veranstaltung hier vor dem Opernhaus und heute wird schon mal geprobt. Ein paar Szenen aus der Oper, ein paar Stellproben, Probe Runs auf die nach vorn erweiterte Bühne... Ein Teleprompter zeigte ein paar Textzeilen:


"Ridin′ down the highway

Goin' to a show

Stop in all the byways

Playin′ rock 'n' roll


Gettin′ robbed

Gettin′ stoned

Gettin' beat up

Broken-boned ..."


Moment, das kannte ich doch!!! 

Haha, leider nicht von den Originals gespielt, das wäre zu schön, um wahr zu sein... Und zwei davon sind ja auch schon nicht mehr auf dieser Welt... Aber toll, AC/DC, wenigstens gecovert.


Nach einem Besuch im Kunstmuseum und einer Runde unter der Harbour Bridge traf ich mich mit Jules, die ich von meiner ersten Europa Reise kannte. Sie lebt schon viele Jahre in Sydney und musste heute noch arbeiten. Aber morgen können wir ausgiebig schnattern und über alte und neue Zeiten reden und ich kann ihr so richtig den Mund wässrig machen über die Antarktis mit der Europa, während sie mich mit Nepal und ihrer trekking Tour begeistern kann. Wahnsinn. 5 Jahre ist unsere Tour her, doch es ist, als wäre es erst gestern gewesen.. Toll! 

Live und in Farbe - Sydney zum Anfassen!
Live und in Farbe - Sydney zum Anfassen!

Australia Day


Jules hatte ein tolles Programm ausgearbeitet. Es gab so viele Dinge zu tun, Sachen, die sie auch noch nicht gemacht hatte... Da mussten wir sicher wieder einiges streichen... Wir fuhren mit ihrem Auto über die Anzac bridge, parkten nahe der harbour bridge und nahmen an einer Smoking ceremony der Aborigines teil. Natürlich war auch das Fernsehen da und viele Offizielle. Es war eine schöne Einstimmung. Danach gings zu den Tall Ships von Sydney. Hier hatte sie Karten für die Southern Swan ergattert. Ein paar Leute kannte sie, Man kennt sich halt in Seglerkreisen und ihr Partner repariert Boote wie diese... 


So fanden wir uns auf dem Dreimaster, kein Vergleich zur Europa, viel kleiner, und lange nicht so gut in Schuss - ist halt schwierig mit so alten Booten, da muss man so viel reinstecken und trotzdem gammelt es dir unter der Hand weg, wenn du nicht am Ball bleibst ... Aber - hier und heute war es die perfekte Kulisse für den Tag. Am Australia Day segelnd unter der Harbour Bridge, vorbei am Opera House! Es gab auch ein kleines Wettsegeln (mit Motorunterstützung, weil der Wind so gar nicht passte), das wir auch noch gewannen... Und, natürlich konnte ich mir nicht verkneifen, auf den Mast zu klettern. Perfekt! 

Sydney am Australia Day
Sydney am Australia Day

Am Nachmittag war es zu heiß für weitere Aktivitäten, wir gingen kurz schwimmen gleich an der Stelle wo am Morgen die Smoking ceremony stattgefunden hatte. Ein kleines shark net schützte vor unliebsamen spitzen Flossen... Kinder sprangen von einer Mauer 3 m tief ins Wasser. Ich dachte auch, es ist dunkel, also tief... Doch - man lernt es schon als Kind, und wir belehren jedes Jahr ... Und trotzdem sprang ich ins Unbekannte Gewässer, schrammte mit dem Knie am Felsen und kam blutend wieder raus. Sah tief aus, aber es stoppte bald. In einem Kiosk holte ich eine Packung Pflaster, denn natürlich hatten wir nichts dabei. Das half und wir konnten die Fähre nach Balmain nehmen. 


Inzwischen waren wir ohne Auto, das hatte Jules nach der Smoking ceremony nach Hause gebracht, weil es , obwohl frisch aus der Werkstatt, verdächtig verbrannt roch und das Hinterrad ganz heiß war. Da war wohl die Bremse blockiert...


Wir liefen nach Rozelle, wo Jules wohnte und ich lernte Toby kennen und ihren alten Kater. Auf der Straße vor dem Pub um die Ecke spielte man die Aussie Variante von Boule, man warf mit Badelatschen. In der Nähe soll auch Malcolm Young gewohnt haben, der Hammer Gitarrist von AC/DC., oder acadaca, wie man sie hier nennt.


Danach machte ich mich auf nach Annandale, das auch gleich um die Ecke war.. na gut, nicht ganz, auf der Karte sah es kürzer aus, aber große Teile waren abgesperrt wegen Asbest oder warum auch immer... Ich brauchte fast eine Stunde. 


Im Home lief dafür aber live die Show vor dem Opera House. Yay, zum Glück saß ich nicht mitten in diesen Massen und musste danach noch durch die ganze Stadt nach Hause. So war das doch viel bequemer. Klar, dabei sein wäre auch toll, aber hey, man kann nicht alles haben.


Hier ist ein YouTube Schnipsel von der Show.

First Nations Peoples' Art - immer wieder wunderschön!
First Nations Peoples' Art - immer wieder wunderschön!

Blue Mountains


Am nächsten Morgen ging es wieder zeitig raus. Jules holte mich mit einem shared car ab, das eigene wollten wir lieber nicht nehmen. Wir fuhren in die blue mountains, ein beliebtes Ausflugsziel in den Bergen nahe Sydney. 


Über eine Stunde Fahrt... Und was sehen wir?! Nichts. Gar nichts. Es war so neblig und oder nieselig, wir hatten kaum 100m Sicht. Die Temperatur war aber angenehm, sodass ein kleiner hike doch ganz nett war. Und wir waren auch nicht allein. Viele andere ließen sich auch nicht vom Wetter abhalten. Wir sahen leuchtende Flusskrebse und hörten ein paar Vögel. Es gab steinerne Treppen, Wasserfälle und Felsüberhänge - es war toll. Und dabei konnte man super erzählen. Am viewpoint standen wir immer noch vor der weißen Nebelwand, doch Jules konnte mir ein Foto zeigen, wie es hier sonst aussah. So konnte ich es mir wenigstens vorstellen.


Auf dem Rückweg stoppten wir in Katoomba. Erstmal ein Cappuccino im Carrington Hotel, sehr British mit 19. Jh  Ambiente. Das wollte sie mir unbedingt zeigen. 

In einer kleinen Kirchgemeinde war gerade Handwerks Verkauf, man trifft überall auf Deutsche, die hier irgendwann Fuß gefasst haben. So auch der eine Schmuckerverkäufer. In einem tibetischen Restaurant aßen wir mixed Momos, das waren Teigtaschen gefüllt mit verschiedenen Sachen, wie Huhn, Gemüse oder Rind... Ein bisschen wie Pelmenis. Aber so was gibt es ja rund um die Welt. Mal gekocht oder gebraten oder ähnlich.. 


Das Wetter war noch immer nicht besser, auch hier keine gute Sicht, also fuhren wir wieder zurück nach Sydney. 


Das waren zwei wundervolle Tage, vielen, vielen Dank Jules, für die vielen Impressionen, die ich sonst eher nicht so gehabt hätte. Immer besser, wenn man mit Einheimischen unterwegs ist. 


Arty Days


Die nächsten Tage war ich wieder allein. Natürlich gab es auch Kunst zu bestaunen. Gleich in der Nähe des botanischen Gartens befand sich die Art Gallery of New South Wales, auch diese kostenlos, auch hier Raum für die Kunst der Aborigines, auch ein paar europäische Klassiker, zum Beispiel Picassos Keramiken, die man selbst in der Moritzburg Halle mal ansehen durfte. (Oder war Picasso erst in Melbourne? Bin mir grad nicht mehr so sicher, während ich das hier schreibe, sitze ich eigentlich schon in South , aber egal)


Es gab auch Kirchen und kunstvolle Springbrunnen mit aufwendigen Wasserspielen. Und viele grüne Ecken. Sydney ist toll!

Art Gallery of New South Wales
Art Gallery of New South Wales

Beach Days 


Die nächsten drei Tage waren beach days. Sonntag geht's mit der Fähre nach Manly. Das Wetter war wieder besser, um nicht zu sagen, es war fast wieder zu heiß. Da Sonntag war, war der Ort und der Strand voller Touristen. (oh wait, ich bin ja auch einer...), ich lief auf die Spitze der Halbinsel. Schöne Bäume, Büsche und ein paar Vögel.. Am Ende eine tolle Sicht auf den Eingang vom Meer nach Sydney.

 

Baden wagte ich noch nicht, wegen des aufgeschlagenen Knies und, ja, trust people, aber wenn mein Rucksack weg ist, wirds wirklich blöd... Ich kann warten. Wellen mit den Augen folgen ist auch schön und Füße im Wasser reichen zum abkühlen auch erst mal. 


Die nächsten zwei Tage ging es nach Bondi Beach bis Coogee. Steilküste mit ein paar schönen Stränden. Tolle Wanderung, mit Wellen im Ohr, schönen, geschwungenen Felsformationen im Auge. Surfer Trainees übten fleißig mit oft mäßigem Erfolg. 


Dazwischen lag Waverley Cemetery, ein schöner Friedhof, auf dem einige berühmte Personen liegen. Den fand ich schon mal viel angenehmer als den wirklich protzigen in Buenos Aires, den man natürlich auch mal gesehen haben muss. Hier waren die Gräber normal, nur einige mit größeren Gruften. Ich suchte das Grab von Malcolm  Young. Am zweiten Tag hab ich es dann gefunden. Schlicht, weißer Marmor, und auf der Rückseite seine Gitarre angedeutet. I salut you, Mr Young. 


Ein paar Postkarten gingen heute auch auf den Weg (sie kamen auch schon nach 2 Wochen in Dtl. an) 

Waverly Cemetry, R.i.P, Malcolm⚡🎸
Waverly Cemetry, R.i.P, Malcolm⚡🎸

Take the train


Schon war die Woche wieder um. Leider konnte ich mich nicht mehr mit Jules treffen, die Arbeit kommt immer dazwischen... 


Ich verabschiedete mich von John und seinem modernen Home und fuhr ein letztes Mal mit der Opal Card zur Central Station. Jetzt sind noch etwas 8$ Guthaben drauf. Vielleicht komme ich ja noch einmal her...


Heute nahm ich den Zug nach Canberra in die Haupt-Hauptstadt Australiens, denn historisch konnte man sich nicht einigen, ob nun Sydney oder Melbourne das ganze Land regieren sollte. Ähnlich wie in den USA wurde dann ein Territorium irgendwo dazwischen gewählt und dort die Hauptstadt errichtet. 


Die Zugfahrt war toll, für ca. 50$ für die 4 Stunden, mit Sitzplatz und super Zug Betreuung. Deutliche Ansagen, Buffetwagen, Lunch zum bestellen, saubere Toiletten, wurde alles auch vorher geputzt... Toll.


Nach 4 Stunden endet er dann und man denkt nicht wirklich, dass das nun die Hauptstadt ist. Ein winziger Bahnhof, zwei Gleise, mit Info Schalter, einem goldenen Staatswappen an der Wand und ein schlichtes rotes Schild mit weißer Schrift - 


Canberra!


Hier gab es ein änliches System mit dem Nahverkehr, aber ich hatte die Karte noch nicht, der Busfahrer ließ mich auch so einsteigen. Wow, danke!  In 10 Minuten waren wir im Stadtzentrum, das Hostel "The Village" auch gleich um die Ecke. Ich musste eine App installieren, und dann öffnete mein Handy die Front- und die Zimmertür. Alles sehr sauber und mit Teppich, das Zimmer riesig, wir hatten ein 8er shared women dorm. Es gab auch ein großes Schließfach für jeden, darin - nicht selbstverständlich, aber eine tolle Idee - auch Steckdosen für die Handies. 


Meine mit-Ladies waren toll. Wir konnten uns super unterhalten. Eine kam gerade frisch aus Kanada und wird nun ihr Abschlusssemester hier absolvieren. Sie wartet nur, bis sie in ihr Studentenzimmer ziehen kann. Eine andere kam aus Melbourne nur für ein paar Tage, sie gab mir Tipps. Ich blieb eine Nacht länger als geplant. 

Die Küche war super organisiert, es gab sechs Kochplätze, vier Mikrowellen, größer und besser ausgestattet als manche Schulküche...besonders super waren die wirklich sauberen großen Kühlschränke. Und es gab viele Sitzplätze, man konnte hier also gut auch was größeres kochen und mit Freunden sitzen... Oder alleine, kein Ding. Also das Hostel - top!


Kunst und Kultur


Natürlich, so als Hauptstadt, gab es auch hier jede Menge Museen. Die waren auch gut konzentriert, ohne dass man ewig durch die Gegend fahren musste. Ich konnte alles auch laufen. Da war die National Gallery und die national Portrait Gallery mit tollen Exponaten. Überall gab es auch eine Extraausstellung zu den First Nation peoples, immer zuerst auch mit ähnlichen Worten eingeleitet, die den Aborigines und ihrer Kultur und dem Land Respekt zollen. Der Wortlaut war ähnlich, es änderten sich die Namen und Orte. Toll, dass das endlich möglich war und dass sie anerkannt und gewertschätzt werden und auch ihre Rechte zurück bekommen haben. Auch wenn das immer noch ein weiter Weg ist.


Wenn man dann am heißen Nachmittag durch die weiträumigen Grünanlagen zum neuen Parlamentsgebäude läuft, bekommt man die volle Dosis Eukalyptusduft in die Nase. Es ist so freundlich hier, doch recht still und wenig Autos für eine Hauptstadt, tolle Architektur und so viel Grün. 

Canberra überrascht sehr positiv!

Canberra - New Parliament and Art
Canberra - New Parliament and Art

Das stylische National Museum auf der Halbinsel beherbergte eine Sonderausstellung zu Ägypten und stellte den australischen Kontinent in seiner ganzen Größe vor. Unter anderem ein lebensgroßes Saltie aus dem Northern Territory. Also wenn du liest oder hörst, dass die Tiere 6m lang werden, ist das eine andere Sache, als wenn du die fast einen Meter lange Zahnreihe direkt vor dir siehst, die den ersten Teil des Krokodils ausmachen!! Hammer!!  Aus dem Outback gab's ein kleines Video zu Brolga, der Typ, der es tatsächlich in unser Schulbuch geschafft hatte, weil er Kängurubabys aufgepäppelt hat und ein sanctuary betreut. Der war wirklich echt und nicht nur was Ausgedachtes fürs Schulbuch...


Ein paar Buckelwale und Orcas hingen von der Decke und symbolisieren das Great Barrier Reef und die Meere um den Kontinent, und natürlich gab es auch eine Antarctica Ecke.

 Life size Salti
Life size Salti

Der letzte Tag in Canberra war ein Zusatzgewinn, denn ich konnte mein Gepäck den ganzen Tag im Hostel lassen, auch noch alles außer dem Zimmer nutzen, also z.B. die Küche und das Internet... Denn erst abends halb zehn fuhr der Nachtbus nach Melbourne. 


Damit konnte ich noch ein weiteres Museum in Ruhe besuchen. Das questacon - ein Mitmachmuseum, besonders für Kinder. Es gab ein großes Periodensystem, das die Elemente, so es ging, live darstellte und die Produkte zeigte, die aus den Elementen hauptsächlich entstanden. Viele optische und physikalische Experimente, einen riesengroßen Mond und zum Abschluss einen freien Fall - eine etwa 3m hohe Rutsche, man bekam einen Overall an und ließ sich kurz senkrecht hängen und ließ dann los. Natürlich passierte da nichts. Doch das Gefühl war toll! 


Inzwischen hatte ich mir auch eine australischen Telefon Nummer zugelegt. 60 GB für 28 Tage und 20$. Die zweite Aufladung wird 45$ kosten, oder ich hole mir eine andere günstige Nummer... Mal sehen. Aber es ist schon praktisch, wenn man unterwegs mal googeln muss. Solange man ein Signal hat, natürlich.


Zum Abend könnte ich also noch gemütlich im Hostel sitzen und was essen, um dann langsam um Bus zu gehen. 


Mit Greyhound nach Melbourne 


Der war etwas 800 m entfernt. Eine Frau kam auch gerade an, mit Wanderschuhen und Rollkoffer. Wir kamen ins Gespräch. Sie hieß Maria, singt, malt Ölbilder, bringt das auch anderen bei, sie fährt nach Lorne an die Great Ocean Road, trifft sich dort mit Leuten zum Wandern, im Chor singen und zum Schwimmen. Wow! Toll. Lorne soll auch wundervoll sein. Merke ich mir mal. 


Der Busfahrer kam hinzu. Greyhound Busse sind wie Flugzeuge, sie rollen und rollen, und brauchen natürlich immer mal frische Fahrer. Der Bus war auch nicht voll, wir hatten meist Einzelplätze und konnten so öfter mal die Position wechseln. Eine Pause gab es zwischendurch auch. Und früh am Morgen gegen halb sechs waren wir am Southern Cross, einem großen Umsteigebus&bahnhof in Melbourne. Das schien riesig und viel geschäftiger als Canberra.


Ich lief zum Hostel, auch wieder ein The Village, wie ich es gerade verlassen hatte. Doch das hier war anders. Es hatte den Charme einer alten Industriehalle mit kahlen geweißten Wänden, Rohren, Stahlträgern... Ich konnte das Gepäck hier lassen und auch erst einmal warten, bis die Stadt erwachte, zudem war gerade Sonntag. 

Melbourne

In der Nähe war der Carlton Gardens, ein schöner Park, toll anzusehen im Morgenlicht, mit Rasensprengern und Wasserspielen so gegen die Sonne...Hunde mit Herrchen oder Frauchen, erste Touristen... Und mit steigender Sonne auch richtig Hitze. Das Royal Exhibition Building erinnerte an den Kristallpalast in London. Nur halt aus Stein, nicht aus Glas, aber gute alte Victorianische Architektur.


Dahinter lag das Melbourne Museum. Tickets buchte man online, es gab auch eine Sonderausstellung zur Titanic, die war aber täglich ausgebucht. 


Ich hatte ein Ticket mit IMAX Film. Auch dieses Museum war toll. Zunächst wieder First People. Man zeigte, wie auch schon in Hobart, dass sie z.b. Kelp sammelten, mit Lederstreifen rafften, um es als Wasserbehälter zu benutzen. Es sah dann selbst aus, wie dickes altes Rindleder. Kelp ist doch echt toll! 

Ein anderer Raum gehörte ganz den Dinos. Die funktionieren doch immer. Und locken alle Kinder an. Richtig laut! Aber auch toll. Die Flugsaurier waren echt riesig, auch da hatte man ein Skelett schweben. An einer großen Wand liefen Filme und man konnte wirklich fast denken, man sei in einem Jurassic Wald unterwegs und die scharfen Zähne lauern gleich um die Ecke, um dich zu schnappen. 


Viele Schautafeln zur Evolution und viele Gesteine.. es gab so viel zu sehen. Auch die größten Goldklumpen, die man in Australien gefunden hatte....also natürlich Nachbildungen davon. 


Zum Film ging es in die untere Etage. Ich gönnte mir für 8$ eine kleine Packung salziges Popcorn. Und dann gab es denn3D  BBC Film Arctic. Ben Cumberbatch sprach den Text und Hans Zimmer hatte die Musik geschrieben. Toll! Danach konnte ich auch wieder zurück ins Museum. Es gab einen Außenbereich, doch der war inzwischen unerträglich heiß. Puh, da musste ich ja auch wieder durch. 


Inzwischen war es auch Zeit für das Hostel. Also wieder zurück laufen. Auf dem Weg sehe ich auch schon die Ausleihstationen für die Mietwagen. Übermorgen hole ich mir einen. Das Hostel gab mir einen Gutschein für ein Willkommensdrink ab 5pm an der Bar. Das war schon mal super. Mein Zimmer war im 4. Stock, eine Treppe gab's nur als Notausgang, also war hier Fahrstuhl Pflicht. Dieser öffnete in einen recht dunklen großen Gemeinschaftsflur mit verschiedenen Sofas und Sitzecken und den Tischen an der Küche. Diese war etwas wüster, nicht so sauber, nicht so aufgeräumt, und die Kühlschränke auch etwas keimig. Mein Zimmer war wieder ein 8er women dorm, ich hatte ein Bett oben, es gab aber nur sechs Staukisten unter dem Bett, sodass gefühlt jede doch ihren Kram draußen rumstehen hatte. Wir hatten ein eigenes Bad, so eine eingefügte Plastik- Nasszelle, und auch hier war schon alles voll gerümpelt. Ja, ein kleiner downgrade. Der Industrie Charm mit den weißen Wänden und Betonboden setzte sich auch hier fort, was nicht unbedingt zum Aufräumen einlud... Naja, zwei Nächte wird es schon gehen. Ich verschwand nach dem Freibier, dem Essen und Duschen auch ziemlich bald im Bett. Sortierte meinen Kram und holte etwas Schlaf von der Bus Nacht nach.

Carlton Gardens am Morgen
Carlton Gardens am Morgen

Der zweite Tag in Melbourne war erfrischend. Ehrlich. Ich war etwas sehr optimistisch mit meiner Sonnencreme auf der Haut, den kurzen Hosen und dem T-Shirt. Grauer Himmel, und bald fing es auch etwas an zu nieseln. Egal, heute gab's wieder Museen, da musste das reichen.


Das erste war das kostenlose Film und visual Art Museum ACMI - ja, zeigte so die Entwicklung der Foto und Film Technik, hatte ein paar Exponate aus Filmen, wie das Kostüm vom "letzten Kaiser" oder das Piano von "Das Piano", oder diverse Kleider von Schauspielrinnen, oder das Skelett einer Meerjungfrau in Anlehnung an die Teenie Serie H2O ... Es wurden ein paar Filmtricks gezeigt, eine Wand mit Fernsehern aus verschiedenen Dekaden, die in sich eine Puppenstube/ ein Modell eines typischen Zimmers aus der Zeit mit einem typischen Fernseher aus der Zeit hatten, in dem eine typische Sendung aus der Zeit gezeigt wurde. Coole Idee. Auch Videospiele waren Thema. Als cooles Extra bekam man am Eingang eine Pappscheibe, in der ein Chip war, den konnte man an die Ausstellungsstücke halten die einen interessierten, und dann kann man das Zuhause von deren Webpage runter laden. Das könnte ich natürlich noch nicht checken, wie und ob das funktionierte. Ein Tonstudio war auch da, man konnte einen Filmausschnitt mit Geräuschen nach synchronisieren und dann auch auf der Karte speichern. Meins war etwas chaotisch. So schnell konnte ich die Zeichen auf der Videowand nicht mit den Geräuschimitationen verknüpfen. Aber war lustig.


Im Shop gab es - OMG - gehört zwar nicht ganz hierher, aber irgendwie doch - einen "outatime" Aufnäher, das Nummernschild des Deloreans von Zurück in die Zukunft. Natürlich musste ich den nehmen! Ist schließlich mein Lieblingsfilm aus den 80gern und mit Ryan hatte ich ja auch darüber gesprochen, also passt der sehr wohl auf diesen Rucksack zu den anderen Patches von dieser Reise.


Draußen war es immer noch feucht und kühl. Also weiter, in die National Gallery of Victoria. Die liebte es sehr modern. Eine riesige Glaswand mit laufendem Wasser, in dem sich diffus das Licht brach und spiegelte, begrüßte einen am Eingang. Roboter malten ein Bild, einem der beiden Künstler konnte man dabei zuschauen, der andere schlief gerade in seiner Ladestation. In einer riesigen Halle mit Sitzsäcken am Boden zeige eine Künstlerin eine Videoinstallation, sie versuchte mit verschiedenen Kleidungsstücken und verrückten Bewegungen Gegenstände oder Tiere darzustellen. Manche waren echt lustig. 


Rolltreppen verbanden die Etagen, es gab Porzellan, Bilder, Klang Installationen, einen Raum mit japanischer Kunst...kein Museum gleichte hier dem anderen, das war toll.


Eigentlich wollte ich nach so vielen Bildern im Kopf noch etwas Natur im Royal Botanical Garden in der Nähe anschauen, doch es war noch immer kühl und feucht, sodass ich doch in den Shrine of Rememberance abbog und mir diesen anschaute. 


Wollte ich erst nicht. Kriegsdenkmal, schwere Kost... Krass, wie Australien so weit weg auch eingebunden war, in die Weltkriege und die vielen anderen Kriegsherde so auf der Welt. Traurig, dass es solche Denkmäler geben muss. Und traurig, dass sie trotzdem nicht helfen, Kriege zu stoppen. Zwei Austellungsstücke kamen mir sehr bekannt vor. Ein FDJ Hemd und (m)ein Mathebuch aus der ersten Klasse. Aufgeschlagen, auf einer Seite mit einem Panzer. Solche Dinge sind mir früher nie aufgefallen, schon gar nicht als Kind... Heute sieht man es schon anders, aber nur so auf die DDR mit dem Finger zeigen fand ich nun auch nicht richtig. Das war sicher in anderen Ländern nicht besser während des kalten Krieges. 


Die Installationen und Videos von den Frontverläufen besonders vom ersten Weltkrieg waren bedrückend. Dieser sinnlose Kampf um jeden Meter. Und die Uniformen, und die vielen gehäkelten Blutroten Mohnblüten - das erinnerte mich sehr stark an die letzten Szenen der letzten Blackadder Folge. Da bekommt man gleich wieder Gänsehaut und einen Kloß im Hals.


ACMI Filmmuseum
ACMI Filmmuseum
National Gallery of Victoria
National Gallery of Victoria
Shrine of Rememberance Melbourne
Shrine of Rememberance Melbourne
Melbourne Museum, mit einem coolen 3D Wappen von Australien
Melbourne Museum, mit einem coolen 3D Wappen von Australien

Damit waren die Stunden in Melbourne gezählt. Im Englischbuch gab es eine Doppelseite zu "Sydneysider or Melbournian" - welche Stadt gefällt dir besser? Melbourne war nett, mit interessanten Museen und toller Architektur und einer Straßenbahn, die im Zentrum kostenlos fuhr (da können sich alle Städte eine Scheibe abschneiden. Hilft vielleicht, den einen oder anderen Kunden wieder in die Innenstadt zu locken...?! ), aber Sydney war unschlagbar mit der Harbour Bridge und dem Opernhaus und insgesamt irgendwie entspannter ... also ich = eindeutig Sydneysider!