Montevideo To Falkland Islands

#1 Es Geht An Bord

Montevideo ist so voller Überraschungen. Da habe ich es mit gut 30 kg Gepäck zum Hafen geschafft, das Gepäck abgegeben und ein obligatorisches Selfie vor der Europa geschossen, als Megan, Bob (die ich schon in Cusco getroffen hatte) und Burkhard auch hier ankamen. Wir liefen gemeinsam fast zum Plaza de Independencia zurück, wo wir in einem Cafe landeten, das Mark und Luya empfohlen hatten und trafen sie auch da. Der Inhaber Jeff, ein weit durch die Welt gekommener Franzose, nahm uns nach viel Erzählungen und gegenseitigem Ausfragen mit auf eine kleine Architektur Führung durch die Stadt mit. Er machte uns aufmerksam auf die verschiedenen Baustile, und vor allem zeigte er uns einen Balkon, der mit Kristall verziert war. Das Haus gehörte den reichsten Leuten der Stadt. Mit uns im Schlepptau, war auch für ihn "Weihnachten", denn das öffnete auch ihm Türen, die ihm bisher verschlossen waren. Wir gingen z.B. in die Bibliothek, wo man durch Zufall alte Mauern von 15hundertirgendwas gefunden hatte, oder wir sahen den ältesten Fahrstuhl der Stadt… wir knipsten schon wie wild, aber auch er freute sich wie ein kleines Kind und hörte gar nicht auf, Fotos zu schießen. Der Mann war toll. (Später brachte er Luya und Mark zur Europa und durfte sich auch kurz an Deck umsehen.)


Danach ging jeder noch mal seiner Wege, ich kam endlich in die Kirche und holte für 20 Pesos eine Kerze für meinen Vati, der heute 85 geworden wäre. Wo auch immer du jetzt bist, du bist auch bei mir.


Kurz vor halb fünf war ich zurück am Schiff, wir konnten schon an Bord. Natürlich nicht, ohne das obligatorische Foto für das "board-facebook". Das ist nützlich, einmal, um schnell Namen und Gesichter zu lernen (daher kam auch meine Idee an der Schule, wenigstens die neuen fünften Klassen beim Klassenfoto zu Beginn des Schuljahres mit Namen zu versehen). Der andere Grund ist auch mehr als praktisch. Alle Fotos hängen dann neben der Bar, versehen mit Bettnummer und Wachfarbe (nicht, um dich nach zu viel Wein oder anderen Sachen in dein Bett zu schleppen, sondern) damit dich die Wache davor in der Nacht wecken kann, wenn du dran bist und nicht irgendwen anders aus dem Schlaf reißt. 


Langsam waren alle neuen Voyage Crew Mitglieder an Bord - nun folgte ein sehr intensives meet&greet. Auf allen Decks. Man erkannte sich oft schon von den Posts auf der Community Page oder aus der WhatsApp Gruppe, oder von gestern aus dem Restaurant, erzählte sehr oft seine eigene Geschichte, hörte viele neue Geschichten. Es war so interessant, was hier jeder so macht. Vermesser in der Schweiz, NASA Ingenieure, … Hammer! Ich bin “nur” Lehrer… dazu gab's Kaffee, Tee oder Zitronenwasser und sehr leckeren, cremigen Kuchen. 

Einige sind gut mit Kameras ausgestattet, ich fürchte, da reicht am Ende mein 60 GB Stick lange nicht aus.


Dann stellte sich die Crew vor. Janke ist unsere captain, Dan ihr erster Offizier, Brian der Bootsmann ... Auch hier ein bunter Mix aus aller Welt, viele kommen natürlich aus den Niederlanden, da kommt ja die Europa her, andere aus Kanada, Südafrika, Chile oder Spanien, wie z.B. Jordi, doch eigentlich lebt er, wie er sich selbst vorstellte, auf dem Schiff. Endlich lerne ich ihn persönlich kennen, denn seine exzellent geschriebenen Geschichten habe ich die letzten Jahre oft gelesen und seine Fotos sind einmalig. 


Massimo und Myriam kommen aus Italien und sind hier als Fotografen unterwegs, sie schreiben für Magazine wie z.B. National Geographic und schreiben eine Reportage über das Schiff und die Crew…also uns auch. wir bekommen dann eventuell einen Link oder die PDF..


Nach dem Dinner (Rindfleisch, Bratkartoffeln und Salat) gab es die Sicherheitsbegehung und danach eine Einweisung von Jordi. Davon wird es die nächsten Tage noch einige geben.


Ich bin in Cabin 8, gleich rechts neben der Notausstiegluke an der Poker Corner,  zusammen mit Cathy, Lonneke und Lis.


Die 50 Tage gemeinsamer Abenteuer haben nun begonnen. 

🤩⛵
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#2 Instructions, Instructions

Alle kommen um 7 putzmunter an Deck zum Frühstück. Gehen 8 Uhr schob sich langsam ein Kreuzfahrtschiff hinter uns an den Kai. Was für ein Klotz! Eine kleine schwimmende Stadt! Es kam auch aus den Niederlanden und fährt auch in die Antarktis, aber wir waren alle glücklich, auf unserem Deck zu stehen und mit unserem Schiff abzulegen. Das da drüben ist nicht unsere Art zu reisen. Viele Busse holten die Passagiere zu Tagesausflügen ab.


Die alte Crew kam noch einmal vorbei, um der Europa eine gute Reise und fair Winds zu wünschen. Außerdem hatten es die bunten Fähnchen schon angedeutet, Clara hatte Geburtstag. Da gab es natürlich ein Ständchen. Nick spielte Gitarre.


Für uns gab es die nächsten Instruktionen. Wir holten bei einem kleinen "Probe-Abandon the ship" die Rettungsanzüge an Deck. Bob war dann der Freiwillige, der sich in den roten Anzug quetschen musste.


Danach legten wir bald ab, der Lotse war längst an Bord. Mit dem lauten Horn tutend ging es los. 

Langsam schoben wir uns aus dem Hafen, vorbei am Schiffsfriedhof und einigen Containerschiffen, raus aus der Steinmole, in den riesigen, schlamm-braunen Mund des Rio Plata. 


Sobald wir den Hafen verlassen hatten, kam die Sonne richtig durch, es gab kaum Wellen, ein ruhiger Start. Dennoch bemerkten schon einige bald ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend. 


Nächste Instruktion - climbing the Mast! Obwohl ich es wahrscheinlich nicht oft machen werde, weil ich da oben bisher eher nutzlos war, klappte es nach 5 Jahren noch immer ganz gut. Alle anderen schafften es auch. 


Bald darauf wurde das Deck für den Lunch präpariert - der Klapptisch aufgestellt und festgebunden, Tischdecken, Teller, selbstgebackenes Brot, Käse, Wurst, Kartoffelsalat mit viel Ei, das “one piece each” war ein Toast mit Pesto und Käse und natürlich gab es eine leckere Suppe. Heute war es etwas mit Ingwer, der kommt sicher die nächsten Tage häufig ins essen, um der Seekrankheit vorzubeugen. Superlecker.


Frisch gestärkt und nach einem kurzen Nap folgten die Einweisungen am Helm, Lookout und Sail Handling.


Nun erfuhren wir auch, wer in welche Wache eingeteilt ist. Es gibt drei für die Voyage Crew, angelehnt an die Dutch flag, also rot, weiß und blau.

Ich bin in der Red Watch (zusammen mit Cathy, Vanessa, Jo, Stephen, Myles, Julius, Kyle, Micha und Robert), also sind wir die ersten, die ab 16 Uhr auf Wache gehen. Stephen war schon einmal mit der Europa in der Antarktis und ist unser watchleader, er bastelte schnell einen Plan. Cathy fiel schon aus, es musste ohne sie gehen. wir steuerten 195 (also SSW), mehr oder weniger, es war noch ganz leicht, wir fuhren mit Motor und ein paar Segeln. Auch Robert ging es zunehmend schlechter. Noch schaffte er aber seine Wache. Wir setzten ein paar Staysails, aber mehr zur Übung und zum Stabilhalten des Schiffs, denn der Wind war noch nicht stark.


Die Sonne ging unter in richtig tollem Licht mit dramatischen Wolken. Herrlich! Nach dem letzten Helm gingen auch wir zum Essen. Es gab Reis, Gulasch und Gurkensalat. Superlecker. Und noch geht es mir gut. Ich muss nur mehr trinken. Von Cathy hab ich ein Stück Ingwer bekommen, das dünstet so langsam in der Trinkflasche aus.


Das am schlechtesten gehütete Geheimnis an Bord - wenn früh die bunten Fähnchen hängen, gibt es abends nach dem Dinner - geheimnisvolle Stille an der Treppe, Kerzen werden angezündet - tataa - Torte für alle - again - "Happy Birthday, Clara". Lecker mit Baiser und Zitrone.


Um 20:00 Uhr ist immer Captain's Meeting. Wir nennen es liebevoll das 8 o'clockie, bei dem uns Janke erklärt, wo wir inzwischen waren und was die nächsten Tage zu erwarten war. Es klingt spannend. Im Anschluss wird Jordi als Expeditionsleiter den Plan A für den nächsten Tag bekannt geben. Noch ist das nicht viel, aber es werden bald Vorträge und Landungspläne und vieles mehr folgen.


Um vier müssen wir wieder raus, ich ging straight ins Bett, was ich schon am nächsten Morgen bereute, denn es gab eine Biolumineszenz light Show vom feinsten. Hab ich leider verpasst. Um vier war davon nichts mehr zu sehen, aber zum Glück war ja jemand auf Wache:

Leuchtendes Meer - credits to Jean-Marie
Leuchtendes Meer - credits to Jean-Marie

#3 Albatros & Co

3:40 kam Luya und weckte uns. Ich war gerade so ganz woanders im Traum und sprach Cathy erstmal auf deutsch an. Wir müssen beim Aufstehen nicht einmal leise sein, unsere Room mates sind in der blue watch und wir lösen sie stets ab. Im Deckhaus waren auch schon alle versammelt. Wenn unsere Wache beginnt, müssen wir auch am Posten stehen und die Vorgänger auch pünktlich ablösen. 


Draußen war es frisch. Jetzt stand noch Orion ganz oben über uns, und Venus und Jupiter sich gegenüber am Horizont. Auch die Sonne kam langsam wieder hervor, in herrlichen Farben. Wir setzten etliche Segel, der Kurs war inzwischen 220. Und als die Sonne langsam aufstieg, nahm auch der Wind kräftig zu. Mehr Segel und eine große coiling Party gab's zu tun, der Lohn dafür war - der Motor wurde ausgeschaltet und wir segeln nun wirklich! Die Sicherheitsleinen an Deck wurden gespannt und beim Frühstück konnten wir durch die Runden Bullaugen immer wieder unter das Wasser schauen. Die "Meereswaschmaschine" war in Gang. 


Cathy ging es wieder schlechter. Ich war vorsorglich nur auf Porridge, aber noch geht's mir gut. Trotzdem bin ich nach der Wache ins Bett. Liz über mir ging es sehr schlecht, Lonneke brachte vorsichtshalber ein paar Eimer für beide. Ein ganzer Stapel kleiner, gelber Eimer standen jetzt neben den Geschirrkörben, griffbereit, denn es erwischt sicher bald noch mehr.

Zum Lunch hatte sich der Wind gedreht, und wir lagen nun auf der anderen Seite im Wasser. Es gab Pilzsuppe und als one-piece ein Hotdog. Am besten war aber der grüne Salat dazu, mit Salat, Rucola, Mango, Apfel, Avocado und Tomate. So lecker! 


Nick spielte an Deck ein paar Lieder. Das war der passende Soundtrack zu den herrlichen Bildern ringsum. Wunderbar, ihn spielen zu sehen, es macht das Segelschiff einfach perfekt!


Wir hatten nur 2 Stunden Wache, der Kurs war inzwischen 240 und wir wechselten auf 230, als wieder ein paar Segel eingeholt wurden.

So richtig stabil war der Wind nicht und wir segeln im Moment entlang der Küste, um dem einen Sturmgebiet etwas zu entkommen, und den Wind von der richtigen Seite zu erwischen.


Die Sonne schien, keine Wolke, doch durch den Wind waren dicke Sachen auf der Wache sehr willkommen. Nicht so beim Segelsetzen oder Einholen, da kommt man ja gut ins Schwitzen. Nach der Wache gab es eine Lecture über bird watching und whale watching mit Guide Johnny aus Chile, der uns eine App vorstellte, wo man Walfluken einsenden konnte mit entsprechendem Aufnahmedatum und GPS, da werde ich mal das eine Bild aus Ecuador einschicken. Wir können auch beim birdwatching mitwirken, jeden Tag eine halbe Stunde vor Lunch und Dinner auf dem poopdeck wird gezählt, wie viele und welche Vögel sich auf dem Meer befinden. Und da gibt es einige, wir sahen heute den ganzen Tag Möwen und Albatrosse. 

Dan zeigte uns, wie man mit dem Sechstanten umgeht. Aber das braucht wohl noch ein paar Übungen, bis man das drauf  hat.


Zum Dinner gab es Kartoffelbrei mit Speck und Spinat und dazu eine Bratwurst. Cathy war wieder OK, Robert auch. Jetzt litt Julius. 

Der Abendreport vom Captain klang nur semi begeisternd, ab nächste Nacht kann es heftig werden. Lassen wir uns einfach überraschen. Lustig war ein Kurs-Ausdruck von heute, der schöne Wind hatte uns ja gut voran gebracht, allerdings nicht lange in die richtige Richtung. Darum machten wir einen kleinen Loop zur Mittagszeit, und dann ging es mit etwas Motorhilfe wieder zurück auf Kurs.

#4 Sternschnuppen Und Gewitter

Dog watch von 0 bis 4. Alle waren wieder an Deck und einsatzfähig. Das gibt Kyle heute eine Nacht Off, solange nichts weiter zu tun ist. Und es sieht super aus. Der Wind kommt straff von hinten, die Segel sind voll. Rechts Mar del Plata mit einer großen Corona aus Licht und über uns, endlich, die Sterne. Gigantisch! Orion steht auf dem Kopf genau über uns, und links vor uns das Kreuz des Südens am Ende der Milchstraße, der markante “Drachen” steht auch auf dem Kopf. 


Zwei Schiffe fuhren vor uns, der Captain hatte sie aber schon längst im Visier.


Steuern war heute auch schwieriger. Es brauchte größere Korrekturen, um wieder auf Kurs zu kommen. Delfine spielten um den Bug und wurden bestimmt 20 Minuten nicht müde, um sich und das Schiff zu düsen, vor, zurück, in Kreisen…toll!


Ein weiteres Highlight der Nachtwache war der riesige Feuerball, der sich ein paar Sekunden zeigte und uns am Steuer richtig Licht machte. Das war sicher ein Teilchen Weltraumschrott, das verglühte. Später gab es noch eine Sternschnuppe und einige Satteliten zu sehen. Hammer, dieser Sternenhimmel! Orion schaute sich die Europa nun von der Seite an und das Drachenkreuz hatte sich mit der Milchstraße gute 45° gedreht. 

Nach der Wache ging es straight ins Bett.


Zum Frühstück hab ich mich rausgequält, es gab kein Porridge, dafür ein Spiegelei für jeden. Bis halb 11 geht's noch mal in die Koje, dann gab es die Lecture von Jordi über die Vögel und wie man sie unterscheiden kann. Es waren so viele und wenn du denkst, es gibt eindeutige Merkmale, dann gibt's wieder ein oder zwei Ausnahmen .. verrückt. Aber er macht das immer super und lustig. Es ist eine Freude, ihm zuzuhören, oder seine Texte zu lesen. Bin gespannt über die Logs, die er dieses Mal schreibt.


Um 12 war wieder kurze Wache, der Ausguck im herrlichsten Sonnenschein. Doch am Horizont braute sich was zusammen, es schien noch sehr weit weg, doch innerhalb einer halben Stunde war das Gewitter ran. Kurz vorher schlief der Wind ein und ein paar Segel wurden wieder gerefft. Kaum kam die Lunchsuppe, ging es draußen los. Und anstatt in die Regenklamotten zu springen und zum Steuer zu gehen, kam die Nachricht, dass wir solange das Gewitter tobte, off watch sind. Das gab etwas entspannteres Essen. Heute gab's Reis mit Gulasch und Teigtaschen als Extra.


Noch vor Ende unserer Wache ging es doch wieder raus, Segel runter, Segel rauf. Mit einem Mal gab es einen richtigen Pusch und man konnte fühlen wie der Wind das Schiff vorschob. Gewaltiges Gefühl!


Zum Dinner gab's Spaghetti Bolognese und Melone, danach das 8 o'clockie. Das Wetter wird nicht besser, und die Wassertemperatur ist schon um 6° gefallen. Es wird frischer. 


Dann waren wir wieder dran. Auf unserem Plan bin ich jetzt off duty, das heißt ja nicht, dass ich nichts zu tun hab. Jordi und Cri hatten viele schöne Aufgaben zum nicht Langweilen. Wir setzten etliche Segel, bracing, nachjustieren, coiling.. erst nach zwei Stunden war ich mal wieder im Deckhaus. 


Vanessa und Robert fielen aus. Also hieß es doch noch Helm für mich. Es war wieder stockdunkel, aber die Leinen führten uns. Der Kurs wechselte so oft, nicht mal der Captain konnte mir einmal den aktuellen sagen. Im Moment war es 230, doch auch das blieb nicht lange. 

Der letzte Lookout war ein richtiger Ritt auf den Wellen. Wir näherten uns dem Ende der Wolke über uns, der Mond leuchtete uns den Weg und ich fragte mich, ob nach der Wolke der Wind einschläft… tat er nicht.

Foremast unter Segeln
Foremast unter Segeln

#5 Reichlich Schräglage Und Geburtstag

8-12 bedeutet eigentlich schon selber vorher wach werden und frühstücken gehen. Liz ist nach wie vor nicht einsatzfähig, es geht ihr immer noch sehr schlecht. Ja und bei mir?! Feeling so 90%... Zum Frühstück gibt's Porridge, doch es passen genau zwei Löffel davon sowie zwei Apfelsinenscheiben in mich, als ich besser doch mal die Toilette aussuche und alles wieder rauslasse. Danach gings wieder super, ich aß die Schale Porridge auf und ging ins Deckhaus. 


Der Wind kam kräftig von Nordwest, füllte gut die Segel und legte das Schiff für viele Stunden ordentlich auf die Seite. Unser Badfester war länger unter Wasser als es heraus schaute. Unsere Wache schrumpfte auf 7 von 10 und es war immer was zu tun. Aber es fühlte sich an Deck auch viel besser an. Frische Luft tut immer gut. Da Wind, Schräglage und Wellen uns durchschüttelten, mussten wir Harness tragen. 


Jordi hielt eine Lecture über Wale und Delfine während unserer Wache, und die Wiederholung durch Johnny zum Nachmittag hab ich besser im Bett verbracht. Das war sehr schade, denn es hätte mich wirklich interessiert. 


Mathei aus der White watch hatte heute Geburtstag. 70 Jahre ist er geworden. Die Fähnchen hingen wieder. Aber wegen des Seegangs gab es heute keine Torte. 


Zum Lunch gab es spicy Tomatencreme Suppe mit viel Ingwer drin. Als one piece gab es ein lecker Vollkornbrötchen mit Guacamole. 

Zum Dinner gab's Couscous mit oh, ja, Gjalt sagte den Namen, aber ich hab's vergessen - es bestand aus Möhren, Kartoffeln, viel Ingwer, Kichererbsen und mehr. Es war lecker, aber ich war noch auf kleinen Portionen und wagte nicht zu viel davon. Als Dessert gab es ein Gläschen Vanilleschokopudding mit Sahne.


Janke zeigte das Stück auf der Karte, das wir heute geschafft hatten (gerade gemessen waren es 120 Seemeilen, natürlich fahren wir mehr) morgen wird es anders, Wind könnte von vorne kommen. Wir werden sehen.

Danach gings ins Bett, denn um 4 geht's weiter.  Ich wollte eine heiße Dusche probieren, aber das Schiff lag immer noch so schräg, den Balance Akt spare ich mir, wenn's doch morgen ruhiger wird.


We are sailing! 😍
We are sailing! 😍

#6 "Hat Over Board!"

Dreiviertel vier weckte mich Luya, es ist kalt draußen, sagt sie. Und ja, inzwischen bin ich unten rum auf drei, oben auf vier Layer (T-Shirt, Sweatjacke, Regen/Windjacke, Segeljacke) und bei den Gel Handschuhen. Die Gummistiefel sind ohne dicke Socken sehr schlackering und kalt. 

Wir kamen zum Glück mit 8 Mann wieder an Deck. Die Segel waren bis auf die Stagsegel eingeholt, der Wind kam von schräg vorne, wir lagen nicht mehr so schräg, und natürlich war der Motor an. Die Crew hing seit Stunden in den Rahen und verpackte die Segel. Sie haben wirklich einen harten Job! Und wenn sie nicht damit beschäftigt sind, dienen sie uns, bringen das Geschirr runter, bringen Essen, werden unsere Betten ab- und beziehen, werden unsere Wäsche waschen, wischen verschüttete Cola weg, immer was zu tun…und immer sind sie freundlich und muntern uns auf. 


Heute gab es ein paar kleine Delfine, die um den Bug huschten und sprangen und einen Wal oder Mutter und Junges, es sah aus wie ein Double Blow, aber können ja auch zwei gewesen sein. Ein großer sprang kurz vor dem Bug aus dem Wasser. Hab ich leider nicht selbst gesehen.


Nach der Wache probierten wir die Dusche nach fünf Tagen an Bord war es mal Zeit! Fühlt sich an wie neu geboren.

Danach ging ich kurz in die Bibliothek, doch es war hart, es ging auf und ab. Oben an Deck macht es richtigen Spaß, aber hier unten ist es doch heftig. 

Ein paar schöne Buddelschiffe standen an der Seite. Ich werde irgendwann auch mal eins machen. 


Und dann war auch schon Zeit für Jordis lecture über Robben, Seelöwen, Seeelefanten, alles was uns hier begegnen wird. Es war wieder super spannend, besonders wird es das, wenn wir an Land gehen und auf einige treffen, die sich gerade in mating Mode befinden.

Kurz nach der lecture ging es für die Freiwilligen aufs poopdeck zum Vögel zählen. Das passiert jetzt täglich um 12:30 und 18:30 für eine halbe Stunde. Civil science - wir notieren, welche und wie viele wir vom Schiff aus auf offener See sehen können.


Zum Lunch gab es Zwiebelsuppe und Spaghetti und Salat. Sehr lecker. 


Während ich auf ein Schiff schaute, das seit Tagen einzige in Sichtweite, tauchte vor mir eine Walflosse auf. Aber der Gute war am Abtauchen und ward nicht mehr gesehen. Ein paar Blows am Horizont zeigten, er war nicht allein. 


Wir waren fast 100% auf Motor, immer noch Gegenwind, aber die Sonne war noch mal so schön. Und es war warm genug, wirklich ein paar Stunden an Deck in ihr zu sitzen. Wer weiß, wie oft das noch geschehen wird. Wir genossen es.


16:30 gab Cécile eine lecture zum Segel setzen am kleinen Modell und war fast fertig, als draußen Seltsames vorging. Auch der Motor klang anders. Was war da los?! Laura stand am Steuer und ihre Pudelmütze war ins Wasser geflogen. Das wurde gleich mal genutzt, um "Mann über Bord" zu üben. Zum Glück schwamm der Pudel gut auf dem Wasser und brauchte keinen Rettungsring. Dafür sprang Clara ins Wasser mit Riesenflossen und Neoprenanzug und wurde per Seil zurück gezogen. Tosender Beifall an Deck!


Halb 7 war dann die nächste Runde Vögel zählen mit Johnny. Am Ende zeigte er die Apps, die er zum melden benutzt (eBird und Merlin) 


Zum Dinner gab es Bratwurst, gebackene Kartoffeln und grüne Bohnen. Mathei bekam heute seinen Geburtstagskuchen und versprach uns allen einen Drink wenn wir auf den Falklands sind.


Janke freute sich über das hat-over-board Manöver und erinnerte noch mal dran, dass wir bei so was auf keinen Fall hinterher springen sollten, denn das würde die Probleme nur erhöhen. Dann erklärte Jordi noch einmal die Strömungen, denn wir waren heute in einer gefangen und mussten uns herauskämpfen. “Um Antarktica hast du den circumpolarstrom, im Pazifik spaltet sich der Humboldt-Strom nach Norden ab und läuft entlang der Westküste. Rechts von Argentinien geht der Falklandstrom nach Norden (im dem hängen wir gerade) von Norden kommt der Brasil Strom, beide mixen sich beim Rio de la Plata (wo wir herkommen), und hier unten (er zeigt auf die Drake Passage) hast du den ganzen fun beisammen. Aber das werdet ihr ja rausfinden.” Und grinst dabei, wie “wartet’s nur ab, das wird definitiv kein Zuckerschlecken.”


Na dann schauen wir mal. Ab ins bunkie.

Unter Segeln nach Süden
Unter Segeln nach Süden

#7 Wale & Foto

0-4 again. Die blaue Wache hatte schon die meisten Segel gesetzt. Cathy geht's schlecht, Robert und Julius versuchen wieder reinzufinden. Es scheint wärmer als gestern Nacht, aber der Wind wird wieder stärker und bald können wir ohne Motor fahren. 

Es ist eine herrliche Nacht, die Milchstraße über uns und Biolumineszenz im Wasser, der Mond scheint uns den Weg. Später kommen ein paar Wolken und der Wind wird stärker. Ab drei müssen wir wieder Harness tragen, aber das ist auch besser so.


Frühstück lasse ich aus, gehe halb 11 zur lecture über Wale und Delfine. Wieder sehr lebhaft dargestellt von Jordi, zur Anschauung hatte er auch ein Barten Stück mitgebracht. Das gehörte einem true whale der so heißt, weil das die wahren Wale zum Jagen waren, sie waren immer fett (Öl Gewinnung) weil sie nicht so weit zwischen Breed&Feed gebiet wandern, und weil ihre Barten riesig waren. Diese wurden zb. für Korsette genutzt. Außerdem trieben sie nach dem Töten oben wegen des Fettes.


Humpbacks wandern in die Tropen zum Paaren und Kalben. Dabei fressen sie die ganze Zeit nichts. Dann kommen sie zurück in die Antarktis und haben Riesenhunger. Dann sind sie abgemagert und würden sie getötet werden, würden sie versinken.


Eine andere Geschichte war der eine Wal, der von Inuits getötet wurde (sie dürfen das unter Auflagen) und der hatte ein Stück Harpune in sich, das von einem Schiff vor 200 Jahren abgeschossen wurde. So alt war der. Ich sollte endlich Mal Moby Dick lesen.

 Noch was interessantes: Schoner Rembrandt fährt im Sommer nach Greenland, etwa zur Ferienzeit. Irgendwas zwischen 12 und 20 Tagen… na wenn das nicht nach einem Ferienplan klingt! Mitreisende gerne gesucht. Ich werde euch fragen.


Um 12 Uhr war wieder Wache. Sonnenschein, reichlich Wellen, hat richtig Spaß gemacht, sie zu reiten. Das Steuern war schwierig, mit Wind und Strömung durfte man nicht zu weit weg vom Kurs. Die birdwatcher hatten viel zu tun, da war richtig was los.


Zum Lunch gab es Mais Suppe, den Rest Kartoffeln von gestern und Salat, dann ging es in den Ausguck. 

Danach folgte die Lecture über Fotografie und Bildkompositionen von den beiden Italienern. Sie machen tolle Bilder und Kompositionen. Sie dürfen auch kein Photoshop oder ähnliches benutzen, dann wären sie raus aus ihrem Geschäft.


Zur 20-24 Wache waren schon alle Segel gesetzt, wir hatten wieder etwas günstigeren Wind, der wird die nächsten Tage immer wechselhaft bleiben.

Lookout war ein schöner Schaukelritt. Auf und ab mit vielen Metern, das Steuer war tricky wie die letzten Tage schon, wir hatten Mond und Sterne, die Wellen waren angenehm. Es war herrlich! Ein Traum! Und inzwischen vertraut jeder dem Schiff, egal wie schräg es liegt oder wie auf und ab es geht. 


#8 Biosecurity

Es ist wieder Dienstag, heute Abend sind wir nun schon eine Woche an Bord, haben noch sechs Wochen vor uns. Ab heute beginnt die Action mit der Biosecurity, alle Rucksäcke, Stiefel, Hosen, Jacken, Walking Sticks, alles was mit am Land geht, muss ordentlich geputzt, gesaugt, gesäubert und desinfiziert werden, damit wir nichts auf die Inseln einschleppen - kein Samenkorn, kein nichts. 


Während unserer 8-12 Wache wurden die Eimer und die Reinigungswerkzeuge im Deckhaus platziert. Harte und weiche Bürsten, Drahtbürsten, Büroklammern für die ganz harten Fälle und ein Staubsauger. Immer saß mal der eine oder andere in der Ecke und bürstete fleißig. Jordi checkte und brachte weitere Schautafeln an, man kann sie nun überall lesen.


Die Wache war toll, super Wetter, schöne Wellen, Motor aus, fast alle Segel gesetzt, das Ruder wie immer etwas zickig und Kurs Süden, 180, more or less.


Zum Lunch gab es Linsensuppe und Spaghetti. Und um zwei kam Johnny zum Bio Check. Yeah, ich hab bestanden!


Dann hatten wir wieder Wache, 16-20, es war herrlich. Die Royal Segel wurden wieder eingeholt, weil der Wind doch immer mal recht ruppig war. Aber sonst war es einfach wunderschön, vorne auf den Bugwellen zu reiten oder am Steuer das 56 m lange Schiff auf Kurs 180 (Süden) zu halten und mit 51 Mann zu den Falklands zu segeln. Das macht einen sehr stolz! Und - wie glücklich wir sind! Alle. So schön hier. Und man wird auch nicht müde, auf die Wellen zu schauen.


Nach dem Dinner - die Flaggen hatten es angedeutet, es war Peters Geburtstag - die Möhrentorte war allerdings durch den Seegang etwas schief gebacken. Mit Frosting oben drauf sah es aus wie eine Eisscholle. Sehr passend und sehr lecker.


Kursmäßig haben wir heute gut Strecke gemacht, 139 SM - vielleicht sind wir in drei Tagen auf den Falklands. 


Jordi gab uns den mandatory course über die IAATO (die Organisation, in der alle Schiffe sein müssen, um die Antarktis bereisen zu dürfen, mit gemeinsamen Regeln für alle) nach dem Meeting. Wir bekamen einen Ablaufplan für die Zodiac Rides und landings und wieder sehr lebendige Erklärungen, wie wir uns zu verhalten haben, wenn wir zwischen den Pinguinen und Robben unterwegs sind. 

Dann fielen wir in unsere Bunkies. 

#9 "Sharing Ist Caring"

4-8, ein wundervoller Morgen! Es dämmerte schon, als wir zum ersten lookout gingen. Hammerfarben. Man könnte Zuhause sitzen und Klausuren korrigieren oder auf einem Drei-Master nach Süden segeln, die Wellen reiten und diesen Sonnenaufgang beobachten. Ich bin gerade sehr glücklich, das Letztere zu tun. So geil!!!


Zum zweiten Lookout wurden die beiden Royals wieder gesetzt, das Meer schien silbern und die Sonne spiegelte sich darin. Beim zweiten Helm fand Jo einen Ohrring im Holz-Gatter auf dem wir immer stehen, brachte ihn zu Dan ins Steuerhaus und kam lange nicht wieder, weil's da drin so interessant war. 


Zum Frühstück gab es French Toast. Liz fühlt sich endlich besser, kann essen und macht auch Wache. Jetzt konnten wir uns endlich Mal länger unterhalten. Ryan saß daneben und dabei entdeckten wir, dass wir bis auf einen Tag zur gleichen Zeit auf der Osterinsel sein werden. Das ist toll, da kennt man wenigstens mal jemanden und kann vielleicht ein paar Dinge auf der anderen Seite der Welt gemeinsam unternehmen.


Halb zehn begann Amelie mit einer Lecture über Segel und Leinen. Es war ein Mix von allem, weil viele Anwesende die Tage zuvor nicht an den Einzellektionen teilnehmen konnten. Wir waren gerade bei der Belegung der Pins als der typische Ruf erklang, der sofort alle an Deck holt: “Whales!” - ja, der war noch weit weg, er war wohl auch gesprungen, ich sah noch den Blas, aber keinen Wal. Dann erklang ein anderer Ruf, der immer alle zum gleichen Ort ruft: “Coffee time!” Und alle stürmten ins Deckhaus um die leckeren selbst gebackenen Ginger Kekse zu ergattern. Wahnsinn, was das Küchenteam immer auf die Beine stellt. Für alles aus der Galley galt "Sharing ist caring" - auch wenn es noch so lecker ist - lass noch etwas in der Keksdose für den, der noch nichts hatte. Wie wichtig das ist, merkst du erst, wenn du nach deiner Wache ins Deckhaus kommst, die Dose öffnest, du nur noch Krümel findest und leer ausgehst. 


Und schon war auch die Zeit für den Pelngunin Talk dran, über die verschiedenen Characteristica und Lebenswesen… ich mag die kleinen Guys. So funny. 


Auf den Falklands werden wir etwas shoppen können, auf South Georgia soll es Postkarten geben. Ich brauche dringend ordentliche Patches und einen Beanie oder so was. Das Haar ohne tägliche Morgendusche ist einfach nicht erträglich. Also lieber den ganzen Tag Mütze auf. Bis jetzt hab ich den roten Loop von Wanderbus auf dem Kopf. Aber da gibt's doch bestimmt noch was Schickeres. 


Nach dem Lunch war auch wieder Wache, ich war mit Robert dran, dem es endlich wieder etwas besser ging. Er bedankte sich auch bei jedem, dass wir für ihn mitgearbeitet haben, da konnte ich nur antworten, dass es ja selbstverständlich sei, denn nie war es so wahr wie hier “wir sitzen alle im selben Boot!”


Der Tag war immer noch herrlich, etwas Motorhilfe, das Ruder immer ein wenig tricky, moderate Wellen mit ab und an ein paar richtigen Reitern, dass der Bug sich tief ins Meer schneidet. Wahnsinn. Jede Sekunde genießen, bald kann es ganz anders aussehen.


Halb fünf machte Thom sailtrainig und stellte verschiedene Manöver vor. Danach ging ich kurz schlafen und war zum Dinner wieder am Start, es gab spirelli mit Spinat und Melone.


Zum 8 o’clockie hatte Janke gute Nachrichten. Wir hatten heute wieder gute 130 SM geschafft und werden vielleicht morgen Nacht die Falklands erreichen. Davor wird das Wetter allerdings etwas biestig, wir werden sehen. Duschen sollte etwas eingeschränkt werden, da wir bald in krillreichen Gewässern ankern werden, wird es schwieriger sein, Wasser herzustellen, da der Krill die Filter voll setzt.


Jordi übernahm, erklärte nach Plan A für morgen noch mal für alle: “wenn wir auf den Falklands sind, sind wir auf den Falklands (weil die Leute da Briten sind und die Inseln so nennen), landen wir am Ende in Ushuaia (Argentinien) sagen wir, dass wir auf den Malvinas waren (die Argentinien gerne hatte haben wollen, es gab Krieg in den 80gern).”

Morgen also noch mal wie immer Wachen, danach sind wir reif und ready für Expeditionen. Juhu! Mal sehen wer zuerst Land sieht. Plan A sieht den ersten Landgang am 24.11. vor.

#10 Falklands In Sicht

0-4, es wird immer kälter, die Layer zum Anziehen werden mehr. Noch segelten wir, mit Motorhilfe. Am Steuer war es ein Kraftakt, die Europa in Balance zu halten. Aber es war trotzdem herrlich, der Mond war da und machte Licht, und Orion schaute uns auch kopfüber zu.


Zwischendurch gab es ein paar Segel einzuholen, denn so langsam erreichten wir das Sturmgebiet mit Gegenwind. Am Ende waren nur noch die Staysails im Wind. Der erste Lookout war sehr splashy, aber der Sturm war toll und ebenso das Reiten der Wellen. Einfach fantastisch! 


Bei der zweiten Runde war das Steuer sehr beasty, es brauchte über 10 Grad (sonst machten wir etwa 5) und reichlich Kraft am Ruder, um sie wieder zurückzuholen. Der zweite Lookout wurde auf das poopdeck verlegt, trotzdem mussten wir kurz nach vorne, Dan hatte das auch im Steuerhaus im Blick. Wir mussten die Jibs auf die andere Seite legen, irgendetwas klemmte, es dauerte und wir wurden von einigen Wellen geduscht. Irgendwann hatten wir es, und es ging auf dem sloopdeck weiter mit den Staysails. Dann war die White watch bereit und übernahm. 


Meine Koje, 8B, liegt auf der Backbordseite, längsschiff, unten. Seit all den Tagen mit westlichen Winden brauche ich mich also immer nur auf die Socken stellen und von der Tür in Richtung Bett sliden, setze mich auf die Kante und lasse mich reinfallen. Aufstehen ist demnach immer etwas schwieriger. Es braucht einen Klimmzug, um wieder rauszukommen.  Durch die Schräglage liege ich halb auf der Bordwand. Die wird inzwischen immer kälter. Wir haben Isomatten unter unseren Matratzen, die sollen wir dann an die Wand legen, denn wenn es noch kälter wird und die Heizung an ist, sammelt sich eine Menge Kondenswasser. Das will man ja nicht an sich und seinem Bettzeug haben.


Am PC in der Bibliothek checkte ich mal allein meine Fotos auf dem Handy, es sind schon wieder 20 GB


12-2 war splashy mit sehr viel auf und ab. Das Wasser was eisblau. Das Steuer reagierte etwas besser als letzte Nacht und der Lookout war wieder super zum Wellenreiten. Heute flogen wieder viele Vögel um das Schiff. Viele Giant Petrels, ein paar Albatrosse, Cape Petrels. Wir setzten wieder ein paar Segel. Und konnten kurz darauf wieder den Motor ausmachen. Zum Lunch gab es Erdnusssuppe und den Rest Shepards pie. Dazu als one piece each ein Brötchenzopf und Guacamole. 


Nach einem kurzen Nap ging ich ins Deckhaus. Inzwischen sind die Türen wegen Kälte geschlossen, das macht den ganzen Raum natürlich etwas stickig und alle Fenster sind beschlagen. draußen war wohl schon kurz Land zu sehen, auch ein paar Delfine. Ich hab mir das einzige deutsche Buch geschnappt, es sind die aufgearbeiteten Aufzeichnungen des Schiffsjungen auf der Essex, die von einem Wal gerammt wurde und unterging. “In the Heart of the SEA/ im Herzen der See” von Nathaniel Philbrick.


Zum Dinner gab es Kartoffeln mit Gulasch und Rotkohl mit Apfelmus. Draußen war es ziemlich tough, Wind Wellen, Regen. Wir haben gleich Wache…


Janke brachte heute eine neue Karte, kein Südatlantik mehr, jetzt gab's eine von den Falklands. So schnell geht das. Das Wachsystem wird ausgesetzt, wir sind jetzt alle auf Daywatch, außer die Crew. Toll für uns, Mitleid für die Crew, die nun für uns draußen arbeitete. (Thom hatte heute morgen gleich mal eine Volldusche von der See bekommen.)

Jordi folgte mit seinem Falklands Briefing. Morgen früh geht's los. Wir werden, so Plan A, zwei Landings haben, ein bisschen walken, die Landowners und das Leben auf den Inseln kennen lernen, es gibt ein Museum, Landgang!!!


Ja, "let the beast run free" … keine Wachen mehr, das heißt die Bar ist eröffnet, die Wachen sind nicht mehr im Stress, man kann in Ruhe im Deckhaus sitzen und Musik spielen. So toll! Nick an der Gitarre, Stephen spielt Violine, Clara am Banjo, Maik an der Melodica, und Johnny spielte Cajon. So schön kann Bordleben sein! Geil. 


Kurz nach 11 geht der Motor an, dann waren die Segel alle verpackt und wir fahren hoffentlich mit Autopilot, dass kein Crew member mit dem Steuer kämpfen muss…und wenn es irgendwann ganz laut rasselt, fällt der Anker.

#11 Wir Betreten Die Falklands

Schon fast ungewohnt, nicht mehr nachts rauszumüssen. Frühstück gab's von 7 bis 8, dann sollte jeder bereit sein. Aber zuerst musste man natürlich mal an Deck gehen. Wir waren von Inseln umgeben, die Sonne schien, ein paar Häuser standen am Ufer. Da landen wir vermutlich. Die Zodiacs waren schon im Wasser, es war noch recht frisch. Zum Frühstück gab's Porridge und Obst. 

An Deck begann die Desinfektion. Wir mussten die Stiefel und unteren Teile der Hosen mit Vircon besprühen und es trocknen lassen. Wir halfen uns gegenseitig beim Sohlenbesprühen, den Rest bekam man ja selbst hin. Jordi und Ieitxu fuhren als Guides schon vor. Wenn sie grünes Licht geben, dürfen auch wir im Zodiac übersetzen. Dazu müssen wir die Off/on Bord Liste ausfüllen. Ich stieg ins Zodiac auf der linken Seite und wir legten ab, kamen aber nicht weit, weil der Motor komische Geräusche machte. Irgendwas passte nicht zwischen Motor und Getriebe. Also wieder zurück, es ging mit dem anderen Zodiac rüber. Vorbei an einem alten Wrack landeten wir an einem schönen sandigen Strand. Der Owner der Insel hatte eine Plane ausgelegt, wo wir unsere Rucksäcke drauf legen konnten, denn laut IAATO dürfen wir nicht sitzen, Knien oder Rucksäcke auf die Erde stellen, damit wir die Vogelgrippe nicht weiter schleppen. Nur die desinfizieren Teile dürfen den Boden berühren.  

Wie seltsam schienen die ersten Schritte an Land. Man versuchte immer die Wellen auszugleichen, alle Muskeln zuckten, doch es gab nichts zum Ausgleichen. Das machte den Gang etwas wobbelig. 
Eine größere Hütte war das Museum. Viele Walfang Utensilien und Walknochen zeugten von der Geschichte der Inseln. Zwei Landladies verkauften kleine Soveniers und Postkarten. Briefmarken hatten sie nicht, aber die kriegen wir in Stanley, der Haupt”Stadt”. Ich nahm 4 Postkarten und ein Kartenspiel, auf dem Motive der Inseln waren. Egal, ich krieg das schon getragen.

Dann liefen wir mit dem Owner zur anderen Seite der Insel, vorbei an Wiesen mit brütenden Gänsen, zur Vogelkolonie auf der anderen Seite. Wir durften bis zu einem als Grenze ausgelegten grünen Seil an die Klippen heran treten und sahen etliche Blackbrowed Albatrosse, lustige Rockhopper Pinguine und Cormorane brüten. Die Albatrosse saßen auf einem Thron aus getrockneten Schlamm und Stroh, an dem sie jedes Jahr wieder zurückfinden und weiter bauen. Wie die kleinen Pinguine hier hoch gefunden haben, war uns ein Rätsel, das war ein langer steiler Weg hier hoch! Aber, sie hatten ihren Namen ja nicht umsonst - Rockhopper - Felsenhüpfer.
Die Cormorane sausen an uns vorbei und trugen dicke Batzen aus trockenem Gras zu ihren Nestern. Wir mussten leider wieder zurück, der Owner erzählte, dass sie einmal in sechs Wochen von einem Versorgungsschiff mit Lebensmitteln und 
Anderen nötigen Sachen ausgerüstet werden. Die Grundschulkinder haben Homeoffice, und regelmäßig kommt ein Wanderlehrer vorbei. Ein Lehrer betreut etwa vier Farmen. Die größeren Kinder gehen ins Internat und zur Schule in Stanley. Ja und dann gab es noch einen süßen Hund. Und wie gerne hätten wir mit ihm gespielt und geknuddelt. Doch wir durften ja nichts berühren. Aber mit der Stiefelspitze konnte man schon mal Stöckchen schießen. Das Shuttle zurück kam dann auch bald.

Wieder am Bord mussten wir unsere Stiefel putzen, besonders die stollenreichen Sohlen - A pain in the ass! - Und desinfizieren. Dann gab's auch schon Lunch und die Europa tuckerte langsam zum nächsten Landeplatz ein paar Meilen weiter. Halb drei ging es wieder in die Stiefel, noch mal desinfizieren und dann ab zum zweiten landing. Dieses Mal war der Strand nur etwa ⅓ so groß wie am Morgen, aber auch schöner Sand. Und die kleinen Bewohner graben Höhlen zum Brüten - Magellan Pinguine. Ein paar begrüßten uns schon mal. Der Owner war auch wieder da, kam mit seinem Auto her gefahren. Natürlich gab es nur eine etwas ausgefahrene Spur, keine Straße. Auch hatte sein Auto kein Nummernschild, das war hier eher nicht nötig.

Also sahen wir hier die kleinen Magellan pinguine, an der einen Klippe, eine große black browed Albatros Kolonie mit ein paar Rockhopper Pinguinen und ein paar Cormoranen, und am Ende einen großen weißen Strand, mit schäumender, türkiser See im Hintergrund (sah echt karibisch aus) mit Gentoo Pinguinen, den größten bisher.
Das Wetter war die ganze Zeit mit uns, einfach fantastisch. How lucky we are!!! Wir genossen jede Sekunde. 

Ich war froh, dass ich nicht nur allein mit nur meiner Handy- und der kleinen Sony war. Aber viele hatten echt teure, große und schwere Objektive dabei. Natürlich hatten die professionellen die größten. Jordi war bewaffnet mit zwei Kameras und einem richtig dicken 2,8/400er Objektiv. Exzellente Fotos sind eben teuer. 

Das Zodiac zurück war etwas splashy, den ganzen Tag blieb ich trocken, doch nun kam die Dusche. Und an Bord wieder das Stiefelputzelend. Dann holten wir die Zodiacs zurück an Deck. Es gab Dinner, Fisch mit Couscous und Erbsen, und einen leckeren Kuchen hinterher. 

Heute gab es nur ein Jordi-8 o’clockie, der Captain war am Nachmittag mit an Land, aber jetzt gab es ja nichts für sie zu sagen. Heute Nacht setzen wir um und Plan A sieht morgen auch zwei Landings vor. Fingers crossed, dass das Wetter hält.

Lucky happy people, die wir waren, fielen bald danach alle ins Bett, denn wir hatten gut 15000 Schritte an Land gemacht, gegenüber den etwa 2000 täglich wenn wir segeln. Die sind anders anstrengend, denn da arbeitest du ja schon beim Stehen (bleiben). 
Magellan Pinguine bei ihren Bruthöhlen
Magellan Pinguine bei ihren Bruthöhlen

#12 Westpoint & Grave Cove

Am Morgen erreichten wir die Bucht vor Westpoint Island. Janke hatte am Abend zuvor erklärt, warum wir so lange unterwegs waren, Stömungen und Gezeiten hatten damit zu tun, die mussten wir bei einer Passage beachten. Die Bucht war geschützt, das Wasser war wie ein Spiegel, die Sonne wieder am Himmel, kaum eine Wolke. Die Siedlung war umgeben von leuchtend gelben Ginster (Gores), der toll duftet, aber hier nicht hingehört, doch wie wild wächst und jedes Jahr versucht man ihn wenigstens einzudämmen, dass er nicht weiter wächst. Aber schön sah er aus gegen den blauen Himmel. 
Die beiden Locals, die uns empfingen, waren eigentlich nur Gäste, halfen im Moment, weil die Owner nicht da waren. Ihnen gehörte die Segel Yacht, an der wir vorbei fuhren. Sie rollten uns buchstäblich einen roten Teppich aus auf einer Metal8iilrampe. Heute morgen gab es also einen sehr leichten Ausstieg. Der rote Teppich war Filz, damit wir nicht ausrutschen. 
Diese Bucht ist recht gut von Schiffen besucht, die Touristen an Land bringen. Ansonsten bauen sie ihr eigenes Gemüse an, Schafe haben sie reduziert, weil es hier seit Jahren nicht mehr geregnet hat, und das Gras nicht nachwachsen konnte. 

Die beiden brachten uns auf die andere Seite der Insel, wo wir noch extra in ein Desinfektionsbad stiegen.  
Dann ging es durch das hohe Tussac Gras. Riesige Büschel mit tiefen Wurzeln. Die halten gut den Boden fest und feucht und verhindern Erosion. Aber es war nicht leicht darin zu laufen, besonders weil wir ja nichts berühren oder uns setzen durften. Aber hier ließ sich ein Kontakt nicht vermeiden. Am Ende landeten wir bei einer Albatros Kolonie. Zwischendurch immer ein paar Rockhopper Pinguine. Einer saß ganz frech in einem Albatrosnest und weil er viel kleiner war, breitete er seinen Flügel über den Rest des Nestes aus. “Das hier ist jetzt mein Platz!” Sehr schöne Ecke. Und natürlich zu viele Fotos geschossen.

Zurück am Landestrand war gerade Ebbe, wir konnten die Stiefel gut im Meer sauber machen. Auf den frei gelegten Steinen lagen viele Knochen.

Zum Lunch gab es wie immer eine leckere Suppe, ein pastry und grünen Salat und wieder frisch gebackenes Brot. Man muss echt aufpassen hier mit dem Essen. Sonst rollt man am Ende vom Schiff. 

Kurz nach zwei wurden wieder die Boote klar gemacht. Nicht alle entschieden sich für den Ausflug und blieben an Bord. Der nächste Landeplatz war auf der Dunbar Farm bei Grave Cove  auf der großen westlichen Falkland Insel. Hier hatte man Gräber von Walfängern gefunden. Doch man weiß noch nicht zu viel darüber. Es war immer noch Ebbe, und das ganze Ufer war voll gepackt mit verschiedenen Kelbarten. Ein reines Farbenmeer. Allerdings auch eine Herausforderung für die Zodiacs, die durch die dicke Brühe durch mussten. 
 Auch hier wurden wir von den Locals empfangen, diesmal Mutter und Sohn, die, bevor sie hier eine Farm kauften, lange um die Welt und auch in die Antarktis gesegelt waren. Sie kamen von der 15 km entfernten Dunbar Farm. Auch sie haben Schafe als Einkommen. 
Wieder ging es auf die andere Seite der Insel, diesmal wieder Gentoo Pinguine - und - es gab Küken!! Seit zwei Tagen beginnen sie zu schlüpfen. So süß. Leider waren die Raubvögel nicht weit. Caracaras und Skuas patrullierten durch die Kolonie und versuchten in einem unbeobachteten Moment, ein Küken oder ein Ei zu schnappen. Einer hatte auch gerade ein Ei erwischt. Ja, sie wollen auch ihre Jungen durchbringen. 
Lustig waren die Nester, der Abstand dazwischen mit weißen Guano Linien verziert, je weiter der Nachbar sein Guano verschießen kann, je besser. Da setzt sich keiner so dicht daneben. Denn außerdem war das die Klau-Zone. Warst du näher an deinem Nachbarn als sein Schnabel reicht während er auf dem Ei oder Küken sitzt, dann konntest du Nestmaterial mopsen.

Es ging noch weiter bis zum Strand. Da gab es neben den satten Pinguinen, die hier oft aus den Wellen springen (die meisten Gentoo Fotos werden wohl hier gemacht, wie sie gern in Gruppen herauskommen) noch lustige Commerson 
Delfine. Und - wir wurden mit einem Plan B überrascht. Beide Locals wollten mit auf die Europa kommen und über das Leben auf der Insel erzählen. Großartig! Dafür fiel eine Klippen Wanderung zu brütenden Albatrossen aus, die etwas anstrengend,  nicht ohne und deshalb freiwillig war. Ryan hatte wohl auf einem früheren Trip einen Stiefel verloren, der dann Richtung eines Albatrosnests kullerte. 

Zurück an Bord hab ich schnell geduscht, denn die fleißige Crew hat heute die Betten frisch bezogen und morgen wird Wäsche gewaschen. Da war eine Dusche sehr nötig. Auf dem Kopfkissen lag für jeden noch ein Toffee. So delicious. Und so lieb von ihnen.

Der Vortrag war super. Sie hatte eine PPT dabei, im Deckshaus gab's einen Beamer und eine Leinwand. Die Inseln sind britisch, haben ihren Governor, den sie alle 4 Jahre wählen. Einen wandernden Arzt und Tierarzt, über die Wanderlehrer hatten wir auch schon gehört. Es gibt die eine Fähre zwischen den zwei Hauptinseln, die aber nicht immer nur zwischen beiden shuttelt, sondern alle sechs Wochen als Versorgungsboot zu den anderen Inseln fährt. Wenn sie kaputt ist - Pech. Inzwischen nimmt der Tourismus immer mehr zu, vielleicht brauchen sie bald eine weitere. Aber, es gibt auch noch kleine Flugzeuge, ihre Tochter fliegt z.B. ein rotes. Einmal musste sie einen ölverschmierten Kingpinguin nach Port Stanley auf die rescue Station fliegen. Der wurde in eine Hunde Box verfrachtet, gesäubert und dann wieder ins Meer entlassen. Gesundheitsversorgung ist kostenlos. Kleinere Sachen werden auf den Inseln geklärt, Port Stanley hat ein gutes Hospital, doch natürlich können ganz spezielle oder schwere Fälle nicht hier erledigt werden. Dann gibt es einen Freiflug nach London. Bezahlt die Inselregierung, denn sie will ja ihre Leute halten.
Zum Scheren der Schafe kommen zwei Wanderscherer, die pro Tag etwa 300 Schafe schaffen. 

Wow, das war ein sehr lebendiger Einblick in das Leben der Inselbewohner. Sie hätten noch zum Dinner bleiben können, doch wollten sie wieder schnell auf die insel zurück. Jordi brachte sie rüber.

Zum Dinner gab's Nudeln mit Chili Soße und Fruchtsalat. Während wir alle futterten, hatte die Crew alleine das zweite Zodiac an Bord zurück gehievt. 
Zum 8’clockie kam Janke mit einer neuen Karte und zeigte, wo es die nächsten Tage hingeht. Leider wird das Wetter jetzt etwas rauher. Die Wolken draußen kündigten es auch an. Jordi gab Plan A für morgen bekannt, doch der kann sich sehr schnell ändern bei der Prognose. Danach gab Mathei seine Geburtstagsrunde. Ich nahm einen Baileys. Cheers Mathei. 

In der Kabine stopfen wir alle Sachen zum Waschen in den roten Sack mit der Nummer 8. Alles was nicht für den Trockner war, kam in einen extra Beutel. Oh man, alleine für uns wären das mindestens zwei Maschinen. 
Ich schrieb ein paar Postkarten, damit sie fertig waren, wenn wir in Stanley landen.

#13 Carcass & Saunder's Island

Carcass Island schlich langsam näher. Die Bucht war relativ geschützt vom Wind, doch dahinter war es sichtbar stürmischer.  Auch hier war noch ordentlich swell. Jordi testete, und gab grünes Licht. Cri brachte uns auch fast trocken ans Ufer. Wieder so ein karibischer Strand, weißer Sand, türkises Wasser und - Pinguine! Und wir auch nicht gerade in fancy Badeanzügen. Herrlich. Der Wind blies konstant und trieb immer mal eine Regenwolke heran. Und während wir auf die nächsten Zodiacs warteten, gab es viele Vögel zu sehen. Austernfischer, Gänse, Finken, Magellanpinguine, Gentoo Pinguine, und sicher noch mehr, doch die versteckten sich gut bei dem Wind. Wir wurden Zeugen beim Zeugen neuer Skuas durch Mama und Papa Skua.


Auf geht's zu den Kolonien auf dieser Seite wir sahen ein paar Höhlen der Magellans, am Nachbarstrand tummelten sich Gentoos und Gänse. Skuas müssen hier ein Festmahl gehalten haben, überall lagen Federn, aber keine Knochen. Da gab's wohl das eine oder andere Gefecht und es ging nur für die Skuas gut aus. 


Immer wieder peitschte der Regen heran und verhinderte besseres Fotografieren. Die Gentoos hatten noch keine Küken wie es schien. Aber sie lagen auch alle ganz flach am Boden um wenigstens etwas vorm Wind geschützt zu sein. Auch nutzten die hier kleine Steinchen zum Nestbau. Gestern sah man auch ein bisschen Gras. Die “Guano-Schüsse” waren aber die gleichen rund um die Nester. Wir bahnten uns den Weg zur anderen Seite, vorbei an Bruthöhlen der Magellans und zwischen Riesenbüscheln aus Tussacgras. 

Etliche Gänsefamilien, manche mit neun Küken und einige Magellan Nester ließen uns Umwege machen. Der Strand auf der anderen Seite mit Blick auf die Siedlung auf carcass Island war nur ein schmaler Streifen Sand, und es lag viel Plastik umher. Doch wir konnten das nicht aufheben. Ein großer Baumstumpf zeugte davon, dass hier mal Bäume gestanden haben müssen. Einer der kleinen Inselflieger kam auch vorbei und landete vermutlich nahe der Siedlung auf der anderen Seite der Bucht. Man konnte nichts sehen, denn da regnete es und alles war grau.


Langsam ging's zurück. War kein Fotowetter, die Kameras nass, die Objektive voller Tropfen… Die Zodiacs mussten mit dem Hinterteil anlanden, wir sprangen hinein. Als alle an Bord waren, holten wir die Zodiacs hoch.


Die Europa stampfte in Richtung Saunders Island. Immer noch mächtig Swell und Strömung. Die Plan A-Bucht am Neck von Saunders Island ließ keine Landung zu. Es war zu stürmisch. Wir sahen es auch später selbst. Deshalb mussten wir gute zwei Stunden um die Halbinsel herum fahren und ankerten dann. Ein wunderschöner Sandstrand erwartete uns, als es schon fast auf 17 Uhr zuging. Doch leicht war es nicht. Jordi, Ieitxu und Cécile empfingen uns im hüfttiefen Wasser, das aber durch die Wellen locker bis zum Hals reichte, in dry-suits. Sie drehten das Zodiac herum und zogen uns näher ans Ufer. Bis jetzt funktioniert der Trick mit den Hosen über den Stiefeln, nichts läuft rein. Das war ja einer der Bedenken, die ich am Anfang hatte. Aber alle wet-landings bisher waren super. 


Die Locals, dieses Mal Bruder und Schwester, standen mit zwei Jeeps am Strand und empfingen uns in ihrem “Island-Shop”, einfach nur die Heckklappe geöffnet Kisten geöffnet, fertig. Sie hatten einen netten Pinguin Beanie, doch der war mir leider zu klein. Stanley wird ja hoffentlich was nettes haben.


Ein Caracara kam immer mal gucken. Die sind echt neugierig und immer hungrig. Der Wind blies sehr stark und es gab super Bilder mit Schiff im Hintergrund, türkisem Meer, schäumenden Wellen, reflektierendem Himmel… 


Als alle geshuttelt waren, die an Land gehen wollten (kann nicht verstehen, warum man an Bord bleibt, wenn es so viel zu sehen gibt, aber ist Jedermanns selber Sache und Entscheidung), liefen wir los. Der Wind blies uns den Sand der Insel ins Gesicht und Richtung Wasser. Es war wie ein kleiner Schleier über dem Ufer. Das hinterließ auch seltsame Strukturen. Wie kleine Stacheln ragten dunklere Spitzen hervor, die aber nur feuchter waren und deshalb standhielten. An anderer Stelle lagen größere helle Steine wie ein Pflaster ausgelegt. 

Es gab eine Menge Gentoos. Leider auch ein paar tote. Zwei Kadaver lagen am Strand, schon mehr oder weniger zerlegt oder vom Sand halb begraben, ein paar Skelette oder Teile davon. Und ein Pinguin verhielt sich seltsam. Wenn er nur verletzt war, war das schlecht für ihn, hatte er die Vogelgrippe - schlecht für alle. Der arme kleine Kerl! Hoffen wir, es war keine Grippe!

Wir überquerten The Neck und sahen, was uns auf der anderen Seite bei Plan A erwartet hätte. Da hätten wir alle einen dry Suit gebraucht. 

Nächstes Highlight war ein altes Wal Skelett. Die großen Knochen waren schon dick mit gelben Flechten besetzt. Der lag hier schon eine Weile. Daneben lag ein Delfin Skelett. Das war interessant. Hätte nicht gedacht, dass das Hinterteil so gebaut ist. 


Und schon waren wir auch am absoluten Highlight - eine neue Pinguin Art vor uns - King Penguins. Die waren nun wirklich die größten bisher und sehr schick anzusehen mit ihren gelben Flecken am Kopf. Die ersten, die wir sahen, waren sechs Paare auf einem Hügel. Und ich dachte schon, das war alles, weil es hieß es sei eine kleine Kolonie. Doch weiter hinunter am Strand kamen dann die besten. Es waren die Eltern mit ihren braunen fluffigen Jungen, die viel größer und dicker erschienen aus ihre Eltern. Sie waren etwa ein halbes Jahr alt. Einer hatte schon fast den ganzen Körper mit Erwachsenen Federkleid besetzt, nur die Schulter und der Kopf waren noch braun. Der ist bald selbstständig und kann selber fischen gehen, denn dann ist er “Waterproof”. Die braunen Fluffies - mit dicken Daunen gegen Wind und Kälte - mussten auf ihre Eltern warten. Einer stand ganz alleine. Aww! Die Kings haben nur zwei Küken alle drei Jahre und nicht zu festgelegten Zeiten (also keine Brutsaison in dem Sinne)  Es gibt also immer diese braunen Fluffies und die “normalen” eleganten zu sehen. Darum dachte man anfangs auch, es seien zwei Arten.


Aber nun mussten wir zurück. Die Zeit drängte. Zum Dinner gab es Salat, gebackene Kartoffeln und ein Steak. Als Dessert, weil heute Sonntag war und wir nicht auf Wache, gab's Irish Coffee. 

King penguins auf Saunders Island
King penguins auf Saunders Island

#14 Pebbles Island

6:54 fiel der Anker. Wunderbares Wetter, Pebbles Island links neben uns. Ein paar Pinguine sah man schon von weitem auf dem Hügel stehen und laufen. Im Wasser war ganz viel Kelb. Das wird vielleicht schwierig mit dem Zodiac.

Jordi testete wieder den Weg und sprach mit dem Owner, der schon im Jeep wartete. Dann gab er grünes Licht. 
Mein linker Stiefel hatte leichte Risse. Ich wusste es, es konnte nicht gut gehen, mit den Stiefeln draußen in der Kälte ...und es wird ja noch kälter. Die sind einfach auch nicht für so lange Wanderungen gedacht. Für jetzt gingen sie noch, eventuell kann ich Ducktape drauf kleben, wenn die Bio Security da mitmacht. 

Clara brachte uns gut rüber, das Aufsteigen und an Land gakeln war etwas schwieriger. Kein schöner Sandstrand, sondern eben dicke Pebbles, so groß wie Handbälle. Die rollten auch mal weg, wenn man drauf trat. Aber sie waren trocken. Da ging es. Ein paar Pinguinskelette lagen umher. Interessant zu sehen so im Vergleich zu einem Huhn z.B. - er hat kräftige Schulterblätter und auch die Brust ist viel stärker gebaut. 
Als alle gelandet waren, marschierten wir zum Jeep hoch. Unser Local des Tages war  Alex, der in seinem Jeep eine Überraschung für uns hatte. Wenn wir nachher wieder von der Wanderung zurück sind, will er uns zeigen, wie er mit Schere ein Schaf schert. Oh, wie geil! Das Schaf saß auch schon im Auto und war im Moment noch sehr gestresst. Das musste sich erst mal beruhigen. 
Während wir uns auf den Weg machten, wurde Alex zur Europa geshuttelt und durfte sie besichtigen.

Wir drehten einen Loop über die Insel, vorbei an etlichen Magellans mit ihren Bruthöhlen, ein paar Kolonien mit Rockhoppern, Kormoranen und einem einzigen, aber für uns neuen Macaroni Pinguin. Die Magellans sehen ja schon putzig aus mit ihren gelben Federn an den Augenbrauen. Der Macaroni hat eine imposante Monobraue aus längeren und leuchtenden gelben Federn. Ich hoffe sehr, dass er noch jemanden hatte, der gerade im Meer fischen war. Nicht, dass er alleine hier im Nest wäatete und niemand mehr kommt. Auch das kann passieren.

Auf dem Rückweg kamen 4 Pferde vorbei. Das eine war sehr zutraulich und schenkte uns (besonders Kyle und Nick) ein paar Sekunden seine Aufmerksamkeit. 

Wir passierten eine weitere Pinguin Kolonie, doch daneben lagen viele Skelette. Jordi vermutete, dass Skuas ein paar aus der Kolonie gezogen hatten und einfach in der Nähe gefressen haben. 

Ja, dann war auch schon das Schaf dran, sein eineinhalbjahre altes Wollkleid loszuwerden. Es dauerte etwa sechs Minuten und es war viel viel Wolle. Und die war sehr unterschiedlich strukturiert und natürlich voller Lanolin. Tolle Vorführung! Sehr interessant. Alex hatte die Europa auch sehr gefallen. So waren wir alle glücklich! Und es war immer noch herrlichstes Wetter! 
Allerdings war Ebbe und die nun frei gelegten Steine waren jetzt sehr unterschiedlich groß und sehr rutschig. Und das Zodiac kam nicht mehr wirklich dicht heran ohne irgendwo aufzusetzen. Also mussten wir weiter rein. Niels und Ieitxu halfen uns beim Einsteigen, Alex half Jordi und Ieitxu mit, das Boot über die Steine zu schieben. Sie standen alle wieder bis zur Brust im Wasser (diesmal aber nur in sailing Gear, nicht im Dry Suit) und hievten sich dann ins Boot. Oha, South Georgia wird ähnlich felsige Landungen haben. Mein Stiefel ließ nun endgültig Wasser rein an der kaputten Stelle. Aber zum Glück sind wir ja morgen im falkländischen Shoppingparadies Stanley.

Wow, das war nice! Und immer noch herrlichstes Wetter.
Zum Lunch gab es Rettichsuppe, lecker, was sie sich auch immer einfallen lassen. Klasse! Gjalt ist eben ein Claas und Marianne Sohn (Claas war der Captain, und Marianne seine Frau, Chef in der Küche auf meinem letzten Trip hier) außerdem gab es noch ein Rosinenbrötchen.

Danach holten wir noch das zweite Zodiac ein und fuhren los Richtung Stanley. Inselmäßig war es das schon wieder für die Falklands. Das Wetter war noch immer super, Vanessa und ich wollten doch mal probieren zu klettern, wenn alle passenden Segel gesetzt waren. Und da wir schon die Gurte trugen, wurden wir gefragt, ob wir die Rahsegel mit entpacken wollten. Na dann, give it a try. Und so landete Vanessa auf dem Foremast und ich auf dem Main Mast auf der fast zweiten Ebene, an den Rahen von upper und lower topsail und befreiten das Segel von den Leinen, die es zusammen hielten. Und diesmal ging es, ich konnte wirklich etwas tun hier oben, und nicht nur verzweifelt am Mast hängen. Yeah! 

Danach setzten wir noch diese Segel und ab geht's nach Stanley. Ein Flieger der Royal airforce zog eine extra Runde ums Schiff. Und musste wohl zwei mal gucken, was da auf den Wellen tanzte. die Europa ist schon ein Hingucker. Und auch wir sind immer froh, sie im Hintergrund zu haben. 

Janke erklärte zum 8 o'clockie, wie morgen ein schicker Plan A sein könnte, mit an der Kaimauer längs Schiff liegen und den ganzen Tag für uns offboard, wenn wir das wollen. Allerdings kommt ein neuer Sturm und der könnte den Plan etwas vereiteln. Fingers crossed, dass A gelingt. Jordi gab eine Liste durch, der Plan, wer zum Lunch an Bord ist, damit sich das Küchenteam einstellen kann.

Dies war der letzte Abend vorläufig ohne Wachsystem, und wir saßen wieder beisammen, spielten Musik, der Akku glühte vor audio und Video Aufnahmen und die Barrechnung stieg in die Höhe. So toll! Wir sprachen noch mit Amel, die auf dem legendären 81 Tage Törn von 2020 zurück von Ushuaia nach Scheveningen war, als für uns alle die Welt plötzlich wegen COVID still stand. Sie durften keine Voyage Crew mehr an Bord nehmen und segelten mit 19 Mann/Frau alleine bis nach Hause. Vielleicht können wir einmal das Video sehen, das sie während der Tour machten. 

Ich duschte noch mal, bevor es wieder rauher auf See wird.7u
Irgendwo auf den Falklands
Irgendwo auf den Falklands

#15 Stanley

Als ich nach vier wach wurde, schienen wir schon im Hafen zu liegen, der Motor war aus. Man konnte schon den Sturm fühlen, der draußen tobte und das Schiff an den Kai presste. Schnell Frühstück und ein Morgen-8 o'clockie. Wir wurden schon online bei der Immigration angemeldet, bekommen später aber auch einen Stempel in den Pass.

Well, “time to let the beast run free” - wie es Jordi mal nannte - wir konnten von Bord. Der Sturm tobte und jagte einige wieder unter Deck, doch noch ein paar dickere oder wasserfeste Sachen anzuziehen. Wir schafften es auch gerade in das Infocenter, bevor es anfing zu gießen. Einige saßen schon mit WiFi cards bewaffnet und kommunizierten mit ihrer “alten” Welt. Es gab Postkarten und Briefmarken. Da hab ich gleich zugeschlagen. Draußen war auch ein Briefkasten. Mal sehen wie lange die Karten brauchen. Heute ist der 28.11.23.

Als der Regen etwas nachließ, zerstreute sich alles. Ich ging in Richtung Kathedrale, die Türen waren zu. Daneben war ein weiteres Wahrzeichen, der Bogen mit den Walknochen. Man konnte ihn schon von weitem sehen. Sturm und Regen nahmen zu. Weiter ging es bis zum Wrack der Jhelum, vorbei an einigen War Memorials. Es gab so einige Kriege hier. Und an manchen Stellen auch noch ein paar Mienenfelder. “Mine field” sollte da nicht mit “mein Feld” missdeutet werden. 

So richtig durchgeweicht ging's ins Museum. Es war kostenlos für die Leute der Schiffe im Hafen. Natürlich konnte man etwas spenden. Doch ich hatte keine Pounds. Das kleine Museum mit zwei Etagen war super. So vielseitig. Eine kleine Ecke war mit Wildlife gestaltet. Da konnte man die schnellen Vögel endlich Mal in Ruhe sehen und den majestätischen Albatros in voller Größe und Relation zu anderen. Gewaltige Flügel und dann sind sie so elegant in der Luft.
Es gab die Werkzeuge der Walfänger und Verarbeiter zu sehen, natürlich viele Schiffsmodelle und Diaramen, die Fischindustrie, die Kriege und die Falklands als Stop auf dem Weg in die Antarktis. Auch das Alltagsleben war dargestellt mit einer Küche mit Sitzbadewanne und kinderhochstuhl oder ein Einkaufsladen mit cooler Kasse. Im Shop gab es einen Gentoo Aufnäher für den Rucksack. Weiter ging es.

Mit uns war noch die Hurtigruten Fram in der Stadt. Sie ankerte aber und lag nicht am Kai. Sie hatten alle die gleichen roten Jacken an, die bekamen sie für die Tour. 
Ich lief durch alle offenen Gift Shops. Und überall gab es etwas Kleines. Weitere Aufnäher, ein Gentoo Stirnband, immer mit credit Card bezahlt, weil ich kein Cash hatte und ATM gab es nicht. Ich hätte schon gern neue britisch Pounds mit Special Edition of the Falklands. 

In der Stadt konnte ich noch keine Gummistiefel bekommen. Also raus in Richtung Flughafen und Leuchtturm. In einem Shop gab's eine Festplatte, 2TB müssen jetzt wirklich reichen. Im großen Supermarkt gab es alles was noch nötig war, Taschentücher, Gummistiefel, wasserfeste Handschuhe und einen dünneren Beanie. Jetzt sollte ich antarktisfest sein.

Auf dem Rückweg war noch Zeit für ein Cappuccino und etwas Internet. 100 MB waren 5£ und ich hatte zwei Handys also zwei Karten. Ich musste nur schnell genug sein und bei WhatsApp den Download für alle inzwischen aufgelaufenen Fotos und Videos stoppen, sonst war es im Nu alle. 

Halb sieben spätestens sollten wir alle an Bord sein. Und hey, inzwischen war die Sonne draußen. Es war ruhig und einfach herrlich. Wir genossen die Sonne solange es ging. 
Zum 8 o'clockie kam Jordi allein, checkte, ob alle an Bord waren, das weiße Info Bord ließ er leer. Morgen segeln wir los, das Wachsystem startet wieder und wenn wir uns wieder reingefunden haben, gibt es auch wieder Lectures. Dann ist das Bord wieder voll. 
Heute war kein singing, das Deckhaus war fast leer. Ich nähte noch einen der Patches fest, der andere muss noch warten. 

Im Hintergrund die Kirche mit dem Wal-Bogen
Im Hintergrund die Kirche mit dem Wal-Bogen