Brasilien

Fast Wie Urlaub

So unvorbereitet bin ich noch nicht in ein neues Land gereist. Ich hatte nicht einmal eine Unterkunft. Meine liebe Kollegin, die hier einige Zeit gelebt hat👋, hat mir einige Tipps gegeben, was man schönes machen kann und wo man wohnen kann. Aber ich hatte noch keine Zeit und Kopf zum checken.

 

Es war Mittag. Nein warte, die Handys sind sich nicht einig, klar, wir haben wieder Zeitzonen überquert. Wieder eine Stunde weiter. OK. 


Der Flughafen ging fix. Gepäck kam auch. Genug Rollwagen standen auch bereit. Diesmal wartete aber kein freundliches Taxi mit meinem Namen am Ausgang. Niemand wartete. Und soweit ich gelesen hab (aber nicht weiß, ob es noch aktuell ist), gibt es keinen direkten Metroanschluss, erst geht's etwas mit dem Bus… aber ich wusste ja sowieso noch nicht wohin. Das schaffe ich heute nicht. Heute geht nur Taxi.


Also Flughafen Internet an und über eine Stunde zwischen 6er gemischten Schlafsälen, schrecklichen Bewertungen und horrenden Preisen, bei booking.com etwas Passendes gesucht, bis ich mich endlich entschlossen hatte. So spontan ist es halt schwierig, was gutes und preiswertes zu finden. Gebucht und wegen der Spontanität noch auf eine Antwort gewartet. Die kam auch, wie üblich über WhatsApp. Alles schick. Also auf, ein Taxi suchen und - Sao Paulo!!


Das sah aus und fühlte sich an wie Zuhause. 3 Spuren Straße = 3 Spuren Autos. Einen Seitenstreifen, auf dem im Notfall der Krankenwagen durchrauschen konnte, rot-blaue Lichter auf dem Dach bedeuteten wirklich Polizei und Krankenwagen, nicht irgendwas nach Gusto des Fahrers. Die Häuser modern, die Brücken riesig, ein Gebäude sieht ein bisschen aus wie das Empire State Building, eine Brücke erinnert sehr an die Konstruktionen von Herrn Eiffel…alles so vertraut! Die Stadt nennt man ja auch manchmal das New York Südamerikas. 


Am Airbnb angekommen, reichlich Reais bezahlt, egal, war eine nette und recht lange Fahrt und erste Stadtrundfahrt.


Das Zimmer ist eine tolle Wohneinheit mit Kühlschrank und Küche - super Wahl! Schnell in den Supermarkt (gibt's hier einen richtigen?) Und was zu essen kochen. Hab Bock auf Nudeln. Gleich um die Ecke, allerdings den straffen Berg hoch(!), war tatsächlich einer, und es war so einer, wie man ihn von Zuhause kennt. Ordentliche Regale, mit Preisen dran, eine super sortierte Fruchtecke, einer Fleischtheke, der man auch vertrauen kann, es war der Himmel! Doch gerade als ich in den Tomaten suchte, ging wieder der Strom aus. Uh, mein schlechtes Karma, oder was?! Die Rolltore gingen runter, Handylampen huschten durch die Regale und die Luft war sehr stickig. 

Die Kassen gingen aber, und eine Seitentür war offen. Gerade als ich bezahle, ist das Licht wieder da.


Die Kochplatte ist ein kleines Geduldspiel, irgendwann gab's aber endlich Nudeln, leider ohne Salz, aber satt haben sie gemacht. Eine supersaftige, leckere auf den Punkt reife, auf der Zunge zerschmelzende Mango gab's zum Dessert. Boah!


Brasilien, Klasse!

Mal sehen, wie ich mich hier verständigen kann. Spanisch und Englisch geht hier eher schlecht. Dann doch mal die Vokabeln vom Camino rauskramen, das hilft fürs erste Lächeln - Bom Dia und Obrigada.😉🇧🇷 


São Paulo

Sao Paulo liegt unter der Wolkendecke und ich komme auch nicht aus dem Bett, zu viel gibt es zunächst zu tun. Über die letzten Tage schreiben, über die Nächsten nachdenken und planen und Internetseiten wälzen… zum Mittag bin ich endlich bereit, das Haus zu verlassen und zur Paulista zu laufen. Da soll es ein Kunstmuseum geben, einen Park und den ersten Decathlon auf dieser Erdhälfte für mich. Nein, ich kann nicht wirklich schon losshoppen, aber mal schauen, was es hier so gibt, immerhin muss ich mich für die Antarktis noch etwas eindecken.

Soweit geht es wieder einigermaßen, der Kopf ist vom Flug noch etwas druckgeschädigt und wartet noch auf den erlösenden Gegenklick im Ohr. 

Straßen, Läden, alles weitgehend wie bei "uns". Große Baukräne, gesperrte Ecken, meist ging es leicht bergauf. Aber war alles machbar. Und da war auch schon Paulista. Ja, das hatte was von New York (oder anderen modernen Großstädten). Der Verkehr, die Spiegelfassaden, die extravaganten Häuser, die großen Hotels, die großen Shopping malls…. Und dazwischen im Schatten, wie auch in jeder Großstadt, Obdachlose.


Das Kunstmuseum MASP ist anders. Speziell. Es besteht aus einem Beton-Glas-Quader und wird von zwei roten Riesenträgern schwebend gehalten, die es auch mit umsäumen, unter dem Block ist der Ticketbereich, eine große freie Fläche. Wären da nicht immer mal Zäune, Absperrbänder und die Einlasskräfte. Doch - Tickets gibt's nur online. Die kosten nichts. Aber du musst online buchen. Blöd, wenn man kein mobiles Internet mit hat… Moment, sie bieten es ja an. Signal ist schwach, aber das wird schon….aber holymoly, was man alles angeben musste, um sich erstmal fürs Internet freizuschalten….Pass, Adresse, tausend Sachen…OK, das war erledigt, dann ging es wieder los, die Tickets…erst mal finden, wenn alles auf Portugiesisch ist und das Handy es nicht übersetzt….es war anstrengend und hat bestimmt eine halbe Stunde gedauert, bis ich da durch war. Und auch für das Ticket mussten wieder etliche Angaben gemacht werden. Wofür?! Sehr anstrengend. Aber gut, irgendwann hatte ich es, bekam eine Mail, musste einen Code eingeben,🙄, und bekam endlich die richtige Mail mit PDF Ticket.

Dieses nur noch herunterladen und den Damen am Eingang präsentieren. Pfffff! Das war ein Kampf! So hartnäckig hat sich bisher noch kein Kunstmuseum gegen einen Besuch gewehrt. Kann's endlich losgehen? Moment, Taschenkontrolle per Auge - Wasserflasche? Die darf nicht mit rein!. Also den Rucksack abgeben und und ohne die Treppe hoch laufen. Am besten ich fange oben an.


Die Stufen zur ersten Etage schlauchen so sehr, dass ich erst mal hier gucke. Das ist eher der Saal für temporäre Ausstellungen. Im Moment gab es etwas aus allen Kontinenten. Am schönsten war das dotpainting am Ende. In der zweiten Etage war dann die Dauerausstellung. Die war aber besonders präsentiert. Alle Bilder "schauten" einen schon bei Betreten des Raumes an. Jedes Bild war auf einer großen Acrylplatte befestigt und die stand in einem Holzsockel. Auf der Rückseite war dann die Beschreibung geklebt. War mal was anderes.  Man beginnt mit modernen Sachen, je weiter man in den Raum geht, desto weiter geht es zurück in die Kunstgeschichte. Und da waren sie: Picasso, Degas, Gauguin, Vincent ☺️, Monet, Manet, Rembrandt, Bosch … bis zur Ikonenmalerei. Größer war der Raum nicht. Durch die luftige Raumgestaltung war auch alles gut ventiliert und nicht stickig. Ok, genug Kunst.


Wieder unten brauchte ich erst mal eine Bank. Wie gut, dass gleich gegenüber ein kleiner netter Park ist, mit Eingangstor, und überall gepflasterten Wegen, und ganz viel Grün der großen tropischen Bäume ringsum. Die schlucken Staub, Lärm, zu viel Sonnenlicht…es war sehr angenehm. Eine Straße teilte ihn, man musste eine Brücke überqueren. Das ließ ihn auch etwas an Central Park erinnern.


Im Decathlon suchte ich nach Merino Unterwäsche, aber da hatten sie nichts. Die Shoppingmalls waren voller Leute, man bereitete sich wie überall auf Halloween vor. Vor der einen Mall hatte Fanta einen Automaten aufgestellt, mit einem QR Code konntest du eine Kamera aktivieren, die deinen Körper erfasste, als Skelett darstellte und du eine imaginäre Fanta fangen musstest. Hattest du sie, gab's ein Foto für den Automaten und du hast eine Mini Fanta bekommen. Bei mir scheiterte es schon am Internet für den QR-Code. Aber es war lustig.

In der Mall und unterwegs gab es auch mehrere Läden, die schon jetzt voller Weihnachtsdekomaterial strotzten. Die rote, grüne, goldene Glitzer Hölle! Das muss hier ganz schnell und unverhofft. Vor der Tür stehen, wie bei uns auch. Die ersten Lebkuchen hat bestimmt schon der eine oder andere genascht. So was gibt's hier aber nicht.


Der Rückweg ging fixer und leichter, es ging ja gut bergab. Heute gab's richtig leckere Spaghetti, die gestern fehlenden Zutaten konnte ich noch ergänzen, jetzt war's perfekt. Und wieder eine saftige Mango!

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Noch immer gibt es viel zu organisieren, sodass es wieder Mittag ist, als ich einmal die andere Laufrichtung ausprobiere und den Weg zur nächsten Metro teste, die ich auch mit beiden Rucksäcken erreichen muss. Sollte machbar sein, auch wenn das erste Stück anstrengend wird. Heute wollte ich aber noch nicht Metro fahren, sondern lief weiter die Straße entlang, viele Schnellrestaurants, ein paar Shops, plötzlich schien ich in Japan zu sein. Alle Namen und Preise waren in ¥ und ich konnte nichts lesen. Naruto, Kleidung und andere Anime Figuren wurden zum Kauf angeboten, das war wohl das japanische Viertel hier. Wow.

Ein Stück weiter stand die Kathedrale von Sao Paulo, da war die Welt wieder brasilianisch. Die große Palmenallee vor dem Eingang wurde von Polizei frei gehalten, aber rundherum im Schatten gab es unheimlich viele Obdachlose.


Die Kathedrale war schlicht, aber sehr elegant. Es war gerade Messe, und der Organist sang selbst. Der hatte eine tolle Stimme.


Am Nachmittag regnete es tatsächlich endlich. Gute Gelegenheit, mal etwas Wäsche zu waschen.


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Zum Samstag gab's einen kleinen Walk zum Parque Ibirapuera. Dazu ging es wieder zur Paulista hinauf und auf der anderen Seite hinab. Hier gab es einen Jurassic Park Burger King, den man wohl zum 30. Jahrestag eröffnet hatte. Heute waren 26° und Regen angesagt, heiß war es, aber der Regen kam nicht. 


Am Eingang zum Park auf einer Verkehrsinsel stand ein ziemlich wuchtiges Denkmal von Victor Brecheret, genannt "Monumento de Bandeiras", es soll an die ersten Siedler im 17. Jahrhundert erinnern. Der Bau über 30 Jahre gedauert hat und es soll wohl auf jeder Postkarte zu finden sein…nun, ich habe ja noch keine gesehen, kann ich also nicht sagen. Mir war es auch zu gewaltig. 


Der Park war nett, auch hier einige Anlehnungen an den Central Park, die Seen mit der Skyline im Hintergrund, ähnliche Brücken, es gab Spielplätze, Sportgeräte, man konnte Räder und andere Fahrgeräte ausleihen. Dafür waren auch extra Spuren auf den asphaltierten Wegen aufgemalt, damit sie nicht ständig zwischen den Fußgängern störten und umgekehrt. 


Ein Planetarium gab es auch mit 3D- Projektionen. Einige Leute standen davor und warteten, bis es rein ging. Es kostete wohl nichts, aber Karten gab es auch keine..irgendeine Sondervorstellung. Schade. hätte ich gerne gesehen. Dafür hab ich ein Eis gegessen. Es war super lecker.


OK, Zeit für den Rückweg. Noch ein Stop in der Kaufhalle. Oh, ist das schrecklich! Wenn man eine Sprache so gar nicht spricht, da gibt's etwas peinliche Momente an der Kasse, wenn man nicht merkt, dass man den falschen, nicht ausreichenden Schein abgegeben hatte und die gute Frau auf noch mehr Geld wartete, während ich dachte, die hat nur kein Wechselgeld…. Aber alles gut, wir haben das geklärt, mit der freundlichen Hilfe und dem Englisch des Kunden nach mir. Puh. Wie peinlich! Wo hatte ich nur meine Gedanken?!

Unterwegs Durchs Land

Ortswechsel sind immer mit viel Geduld verbunden. Am alten Ort kann man nicht mehr viel machen, außer seine Sachen zusammenpacken, vielleicht ausmisten, und meist muss man viel zeitiger raus, als das nächste Transportmittel geht und einem zum nächsten Ort bringt. Manchmal dauert das auch über Nacht.

So ist es auch heute. In Deutschland war letzte Nacht Zeitumstellung, jetzt haben wir nur noch 4 Stunden Unterschied. Das nur nebenbei. 

Bis um 12 Uhr hatte ich heute Zeit. Zur Paulista ist es aber eine halbe Stunde zu Fuß, die ist am Sonntag für Autos gesperrt und Straßenkünstler haben die Macht, das wäre ja eine schöne Abwechslung, war mir zu weit. Also dann lieber einen entspannten Morgen.


Draußen kochte die Sonne hoch, obwohl viele Wolken waren. Sehr schwül.

Also gut, hilft nichts, schon der kleine Rucksack war mir zu schwer, aber da muss ich jetzt durch, Schonzeit ist vorbei. Noch den Müll weggebracht, den Schlüssel unten im Kasten deponiert und auf geht's, hoch den Berg und nach links über die Brücke zur Metro Station Sao Joaquim. Der Fahrschein war ein dünner Kassenzettel, man hat einen QR Code als Ticket, nur aufhalten, voila. Schon kann's los gehen. Zwei Stationen, bis zur Kathedrale, mit der blauen Bahn, da umsteigen in die rote, die bis zum Ende fahren und schon ist man am Riesenbahnhof Barra Funda. Hier fahren Linien- und Fernbusse sowie ein paar Metrolinien. Es gibt Wartebereiche, viele Ticketschalter, für jede Buscompany einen, und natürlich Imbiss und gute 5 Stunden Zeit, bis mein Bus geht... 


Immer wieder wird es über uns ziemlich laut, heute macht das Wetter wahr und es gießt und gewittert immer wieder. Dann dröhnt es so laut auf das Wellblechdach, dass man sich am liebsten die Ohren zuhält. Jede Stunde ist eine Wolke ran und gibt alles, dazwischen scheint auch mal die Sonne. Ja, die Regenzeit rückt ran.


Hoffentlich sind die Straßen dann frei. 


Kurz vor der Abfahrt hole ich mir ein Hotdog, optisch sah es auch etwa so aus, schmeckte so 'geht-grad-so'. Immerhin nicht ganz unerwartet unangenehm.


Die Gates sind hier mit Gitter gesichert, nur das Tor geht auf, wo auch gerade ein Bus steht und Leute kontrollieren, dass nur in den Bus einsteigen kann, wer auch reingehört. So muss das!


Jeder hat eine große Klappsitzschale (wie ein übergroßer Kindersitz, ergonomisch ist der aber für größere Menschen ausgelegt als mich), mit Fussstütze am Vordersitz, zwischen den Sitzen hängen locker Trennvorhänge. Schlafen geht so semi gut, da ich den Rucksack neben mir mit angeschnallt habe. Ist schließlich meine erste Nachtfahrt. No risk. 

Der Bus rollt durch die Nacht, er hat ein paar Haltestellen, oder die Fahrer tauschen, weiter geht's.  

Autobahn, glatte Straßen, keine Bumper, mal eine Mautstelle…schon dämmert es auch, flaches, leicht hügeliges Land weitgehend Felder, ein paar Büsche, rote Erde.

An einer Raststätte vor Cascavel gegen 7 Uhr macht der Fahrer eine sanfte Ansage, halbe Stunde Pause für Toilette und Kaffee. Alle, bis auf die große Rothaarige vor mir steigen aus, ich entkeile mich auch unter ihrem umgeklappten Schlafsitz. Cappuccino war lecker, das was wir ein Kreppelchen aussah, war doch sehr trocken. Hach, nichts kommt an gewohnte Backwaren ran. Beim reingehen bekam man eine Chipkarte, auf die wurde alles essen gebucht, es gab einen kleinen Shop mit Spielzeug (selbst Puppenbetten und Puppenstuben) und süßem, und am Ausgang bezahlt man dann… nach uns hielten noch einige Busse hier an, wir waren dann wieder weg.


Das Licht draußen scheint unwirklich. Die Sonne hat zu tun, durch die sich immer wieder vorschiebenden Wolkenmassen zu behaupten. Ein Teil der fremden Farben kommt sicher auch durch den großflächigen Aufklebern am Fenster. In Cascaval steigen viele aus.  


Richtung Foz gab es immer größere Waldstückchen an der Straße zu sehen. Dicker Regenwald, nicht sehr hoch, aber hoffentlich weit ins Land hinein. Es scheint recht windig zu sein, große rostbraune Schlamm Pfützen zeugen von gut Regen in der letzten Zeit. Da kommt heute sicher neues dazu.


Wir erreichen Foz kurz nach 10. Ich nehme ein Taxi, denn der internationale Busbahnhof, an dem wir ankommen, ist etwas außerhalb. Für den Nahverkehr habe ich nicht genug Info, zum Laufen ist es zu weit und die nächste Regenwolke scheint auch bald heran zu sein. 25 Realis, das war machbar. Dafür bin ich schnell im Trocknen und habe endlich jemand, der auch Englisch spricht, das ist angenehm.

Mein erster Nachtbus, mit BrasilSul von Sao Paulo nach Foz do Iguacu
Mein erster Nachtbus, mit BrasilSul von Sao Paulo nach Foz do Iguacu

Foz Do Iguacu

CLH suits heißt das Hotel. Und was war das für eine komplizierte Beschreibung, nachdem ich gebucht hatte. Über booking.com muss das unheimlich schwierig mit bezahlen sein, ich hatte schon Lust, alles wieder zu stornieren…aber nun stand ich hier, der junge Mann zeigte Daumen hoch, Bezahlung war schon erledigt, und obwohl noch Stunden zum Check in Zeit waren, war mein Zimmer schon fertig. Und ich konnte hoch. Perfekt. Raum 708. Fahrstuhl hoch, Chip-Karte rein, seit Mexico gab es keine Karte mehr..und wow, super Suite. 


Mit nur einem kleinen Fehler - draußen schüttete es gerade wieder und genau gegen das Fenster - und - das war undicht. Es lief in Strömen hinein. Ich filmte es, holte den Eimer aus dem Bad und den Duschvorleger und begann mit Aufwischen. Als der Regen nachließ ging ich wieder runter, unten gab es auch ein Wasserproblem und der junge Mann war mit einer Acryl Kartusche bewaffnet. Er erkannte mich und ohne dass ich das Video zeigen oder irgendetwas sagen musste, marschierte er mit mir zur Rezeption, gab mir ein neues Zimmer und einen Frühstücksgutschein als Wiedergutmachung - denn es war schon bekannt, dass es da rein regnete und er hatte es wohl vergessen…ja, perfekt. Raum 503 ist etwas tiefer und schaut zur anderen Seite hinaus, hat ein riesiges 2 m Bett und ein normales noch dazu. Und das Fenster hielt dicht, der erneute Regen testet es gerade. Ja, nehm ich doch gerne. 


Irgendwann am Nachmittag ließ der Regen nach, der Himmel wurde etwas heller und ich dachte, jetzt oder nie, Lauf doch mal zur Brücke der Freundschaft, vielleicht kannst ja mal na Paraguay rüber laufen, oder wenigstens den Parana sehen… natürlich kam ich keine 3 Blocks weit, bis die nächste Wolke heran war, aber ich war bewaffnet mit dem blauen Regencape, sodass ich einfach weiter lief. Es war eine Umgehungsstraße, mit zum Glück einem 3 Pflastersteinen breiten, verwilderten Fußweg an der Seite, aber man könnte laufen und den Wald daneben ansehen, viel Bambus und Mimosen und einige Vögel, schwarzgelbe, Spechtgröße..schick. aber nichts für die Handy Kamera. Da war es auch zu finster dafür. Von weitem sah ich die Brücke schon einmal, auch das ziemlich rostbraune Gewässer darunter, den Parana. 


Puente de la amistad - heißt so, weil du wohl auch ohne Stempel im Pass mal kurz rüber und wieder zurück kannst, nur wenn du offiziell einreisen willst, musst du dich kümmern. Da musst du schon aufpassen in Foz, hier ist sogar ein Drei-Länder-Eck. Im Westen über diese Brücke Paraguay und durch die Stadt nach Süden Argentinien. Keine 20 km weg. 

Ich lief bis zur Brücke. Doch die war sehr voll. Etliche Trucks warteten auf die Abfertigung, komische Gestalten lungerten auf dem Fußweg, da hatte ich keine Lust mehr auf eine kurze Stippvisite und kehrte um. Ich lief durch die Stadt zurück. Das war eher Industriegebiet, mit Autowerkstätten, großen Baumärkten und vielem mehr, auch der lokale Busbahnhof. Von hier könnte ich auch zu den Fällen fahren. Viel preiswerter als die gebuchte Tour…wie immer. Aber die habe ich ja für morgen. Hoffentlich ist sie es auch wert. 


Noch ein Gang in den großen Supermarkt, der sogar eine warme Esstheke hatte, doch die war leider schon abgeräumt. Heute hätte ich sie mal probiert. Auch die Pizzeria neben dem Hotel war geschlossen. Also gab es Brötchen mit Fischbüchse. 


Foz do Iguazu, 30.10.23


Iguazu

Die malerischen Iguazú-Wasserfälle, bestehend aus über 270 größeren und kleineren Wasserfällen auf einer Länge von 2,7 Kilometern, sind ein gewaltiges Naturschauspiel und seit Mitte der 80ger auch UNESCO Welterbe. Der Iguazu bildet den Grenzfluss zwischen Brasilien und Argentinien. Den Panoramablick hat man von Brasilien, das donnernde Mittendrin-Erlebnis von Argentinien aus. 


Postkarten und Reiseprospekte zeigen schäumend weiße Fälle, eingebettet in viel Grün, der eine oder andere Regenbogen… normal sind ca. 1,5 Mio Liter pro Sekunde, die sich hier Richtung Parana auf den Weg machen…


Aber - heute ist nicht "normal". Unser Guide erzählt zunächst etwas über die Entwicklung der Gegend, wie vorrangig Araber die Paraguay Seite(Ciudad del Este) bauten, das Militär in Brasilien hier erste Basen baute, dann das Kraftwerk für den Iguazu, und die Errichtung von Nationalparks auf beiden Seiten, und schließlich Zahlen, wie gesagt - normal sind 1,5 Mio Liter pro Sekunde. Durch die reichlichen Regenfälle in der letzten Zeit ist das im Moment ein klein wenig mehr…Schlappe 24 Mio Liter donnern gerade jede Sekunde hinab! Das ist tatsächlich sogar der zweithöchste Stand überhaupt, der höchste war 2014 mit fast doppelt so viel Wasser. So krass! 


Natürlich war mit weißem Wasser nichts. Hier war so viel Schlamm unterwegs, es war eine Symphony in allen rotbraunen Schattierungen, eingebettet in Gischt und Nebel mit wacker standhaltenden Bäumen am Abgrund. Ob sie heute noch stehen, wer weiß. Die Panorama Stege am Fuß waren gesperrt. 

Die argentinische Seite war aus Sicherheitsgründen geschlossen. Dort hatte es schon im letzten Jahr die Besucherbrücke weggerissen, als etwa die Hälfte des Wassers unterwegs war… schade, was mache ich dann in Argentinien?! Mal sehen.


Erst mal dieses Erlebnis hier erfassen! Es war so gewaltig! 


Am Imbiss machten wir noch Mittag, bevor es wieder zurück ging. Mit mir waren noch eine Familie aus Buenos Aires, drei Franzosen und eine Familie aus Sizilien am Start. Die Italiener hatten ein kleines Restaurant und Hotel in der Nähe von Agrigento und waren das erste Mal seit zehn Jahren im Urlaub. Wir konnten deutsch reden, nette Abwechslung☺️. Sie war als Kind in Deutschland aufgewachsen und erinnerte mich stark an Nena. Hab sie auch schon gefunden. Wenn ich mal in der Gegend sein sollte, komm ich doch mal auf ne Nacht vorbei.


Heute blieb es von oben trocken. Sogar die Sonne kam etwas durch. Mit Schrecken habe ich gelesen, dass es morgen in der Unterkunft kein Internet geben soll, und auch sonst soll es nicht doll sein. Bin gespannt. Zumal ich ja nun nicht weiß, was ich da überhaupt noch soll, wenn der National Park geschlossen ist… immerhin soll es Recht leicht sein, mit dem Bus nach Argentinien zu gelangen. Der hält auch hier vor der Haustür. Auch da bin ich gespannt.


Endlich habe ich auch eine Fahne bekommen (wäre ja schön, wenn sie alle in einer Größe kommen würden, aber nee, bin froh, überhaupt je eine zu bekommen), und zwei einigermaßen passenden Aufnäher für den Rucksack. Die habe ich auch gleich noch angenäht.

Iguazu, 31.10.2023
Iguazu, 31.10.2023

Argentinien

Puerto Iguazu

Immer dieser Schrecken, wenn man kurz vor dem Wechsel das Kleingedruckte bei der nächsten Unterkunft entdeckt und "kein Internet" oder "Kakerlaken" liest! Na fantastisch, da packt man doch richtig gerne seine Siebensachen in diesem kleinen Paradies … juhu … noch dazu, da ich jetzt 2 Tage in Puerto Iguazu hänge, ohne noch einmal zu den Fällen zu können.  Darum mache ich mal Nägel mit Köpfen solange noch Internet da ist und buche Buenos Aires und Montevideo, jetzt, wo absehbar ist, wann ich wo sein werde.


Buenos Aires macht mich schon vorher gedanklich pleite, da sind ja schon die Sechser Frauenschlafsäle kaum bezahlbar. Da nehme ich wohl mal ein Bett .. muss gehen. Kein Bock, das sechsfache zu zahlen, für kaum eine bessere Bewertung oder etwas mehr Komfort…


In Montevideo ist es dafür wieder eine Wohneinheit, aber die machen mich schon wieder mit der Anzahlung fertig…sonst regelt das alles booking.com, verstehe nicht, was das Problem ist, sie wollen eine Anzahlung über Western Union, die muss ich erst mal finden…und hoffentlich zahle ich nicht doppelt…Buh.


Als soweit alles getan war, stiefelte ich nach unten, checkte aus und wartete auf der anderen Straßenseite auf den Bus nach Argentinien. Kein fester Fahrplan, er kommt wann er kommt….Das war nach etwa 20 min der Fall. Für 10 R bis auf die andere Seite…na, erstmal bis zur brasilianischen Ausreisestation.

 Dort ließ uns der Bus raus, mit mir waren noch zwei junge Frauen, eine aus Brasilien, die andere aus Kolumbien, die auch alle Stempel im Pass brauchten. Zum Glück, denn so irrten wir zu dritt von Stelle zu Stelle und hatten irgendwann alles beisammen. Zum Glück war unsere Seite leer. Von Argentinien standen sehr viele an, die über die Grenze wollten.


Also warteten wir auf den nächsten Bus. Es kam einer, doch mit unserem ersten Ticket konnten wir nicht weiter fahren, es war eine andere Bus Company. Also entweder neu bezahlen oder auf die richtige Company warten…. Wir zahlten neu. 15 R mehr , auch OK. Was soll's. Der Bus fuhr nun über den Iguazu. Hier sah er wieder friedlich und gezähmt aus. Wie hoch das Wasser normal stand, kann ich natürlich nicht sagen. Aber es war definitiv noch wunderbar rostbraun. 


An der argentinischen Zoll- und Einreiseseite angekommen, stiegen alle aus, der Bus wartete auch, ich wurde registriert, aber einen Stempel gab es nicht mehr in den Pass. Dann noch das Gepäck röntgen, alles schick, wieder rein in den Bus. Der fuhr bis zum Busbahnhof von Puerto Iguazu.

Da war auch gleich die Unterkunft, Los Rios.

Doch vorher brauchte ich noch Bares. Die Mädels hatten mir noch gesagt, dass es hier definitiv besser ist, bar zu zahlen, als mit Karte, da hier mächtig Gebühren drauf geschlagen werden…


Also alles in allem bin ich für 25 Reais Recht entspannt von einem Staat in den nächsten gewechselt. War absolut machbar auch ohne extra irgendwo was zu buchen. Oder ein Taxi oder Shuttle zu nehmen.👍


Ich hatte noch 700 Reais übrig, da ja alles vorher mit Karte bezahlt wurde, die tauschte ich jetzt um, am Info-Schalter, wo man auch Englisch sprach… ich schob die 700 R rüber und der junge Mann griff in die Schublade vor sich… keine Ahnung von Wechselkurs… er nahm einen Packen Geldscheine, alles 1000der, und meinte 98.000 arg. Pesos. Wir zählten…bündelweise und es stimmte.. so krass. Ein dickes Bündel Tausender! Was ist hier los?! Hammer. Einen Gummi zum Zusammenhalten gab es dazu. Da hatten sie ein ganzes Glas von stehen.

Die Unterkunft kostete auch gleich mal 27.000 P. Da war der Berg schon kleiner…so krass. Umrechnung: ein Euro ~ 370 Pesos, da willst du nicht nachrechnen!🙈


Die Unterkunft - jaaa, ein deutliches downgrade zu Brasilien. Aber nun auch nicht ganz so schlecht, wie die Beschreibungen das sagten. Und immerhin, große Freude, Internet gibt es doch. Allerdings auch schon mal eine Kakerlake… ich hoffe, die eine hat nicht noch viele Geschwister…ansonsten so ne 5-5,5 von 10. Nicht schön, aber gibt schlimmeres…so auf den ersten Blick.


Da es gerade terminmäßig passte, und das Internet stabil genug war, klinkte ich mich zur online DB an die AOS ein, es war superschön, mal wieder ein paar bekannte Stimmen zu hören☺️ und aber auch schön, sich wieder ausklinken zu können, als es sehr dienstlich und ernst wurde 😁. Ihr macht das schon! Nächstes Jahr komme ich zurück ins Hamsterrad!


Hier war es gerade 14 Uhr und unheimlich heiß. Doch ich krame jetzt nicht extra die kurzen Hosen raus, das muss ich aushalten. Ich laufe nach Westen an die äußerste Ecke Argentiniens, ins Drei-Länder-Eck. Links längs Paraguay, dann der Zusammenfluss von Parana und Iguazu, wo sich normales mit dem tief braunen Wasser verwirbeln, eine Hängebrücke zwischen Paraguay und Brasilien, das brasilianische Nordufer mit Riesenrad, und hier das argentinische  Südufer des Iguazu. Und auch hier mal ein kleines Gewitterchen zur Abwechslung, allerdings nicht wirklich zur Abkühlung…hinterher war es noch schwüler.


Auch Kaufhallenmäßig ist Argentinien eher ein downgrade, zumindest, was ich auf den ersten Blick wahrgenommen habe. Aber es waren nur kleine Läden, das mag noch täuschen. 


Während es sich draußen scheinbar einregnet, sitze ich bei offener Tür, denn die stickige Zimmer-Luft mag ich noch nicht einatmen… ich drehe noch eine Runde und checke noch mal den Busbahnhof. Ein Bus nach Buenos Aires fuhr gerade ab. Ich fragte nach Preisen. Überraschung - ca 20 $ billiger als online. Hole ich mir morgen. Muss mich nur für eine Company entscheiden.

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Wer braucht schon Iguazu Fälle, wenn es doch den ganzen Tag regnet?! Nach dem sonnigen Tag gestern hatte ich ja fast Hoffnung, dass doch noch was gehen könnte mit dem Besuch der argentinischen Seite….doch heute wurde kräftig nachgelegt und ganz Puerto Iguazu wird ordentlich durchgespült. 

Erst am Nachmittag wagt sich mal ein Sonnenstrahl, den nutze ich auch gleich, hole ein Busticket für morgen, hoffentlich war es eine gute Wahl, es gibt hier 4 Anbieter, gelbe, blaue, rote Busse (das ist ja nicht entscheidend, ich weiß), und ich hab mich für die grüne Firma entschieden, Via Bariloche, eine musste ich ja nehmen. Es gab nur cama, für knapp 28.000 Pesos. Und etwa 17 Stunden Fahrt. Dann bin ich so gegen 9 früh in Buenos Aires. Und freue mich nur semi über die nächste Unterkunft. Es gab nichts Preiswertes, nur 6er Frauenschlafsaal, ich bin gespannt. 

Für Montevideo habe ich die erste Unterkunft, die wirklich grottige Bewertungen bekommen hatte und bei der ich hätte über Western Union schon mal 100$ anzahlen müssen, doch noch rechtzeitig kündigen können. Dafür gab's ein Airbnb, das hoffentlich besser ist. Definitiv schon mal die bessere Lage. Auch da bin ich gespannt. Man muss wohl überall Abstriche machen. Und nicht zu pingelig sein… was eben geht und noch erträglich ist…


Meine derzeitige Unterkunft überraschte heute mit warmen Wasser. Das war toll. Immerhin. Es blieb auch bei der einen Kakerlake gestern an der Tür, keine weiteren Tierchen, eine Fernbedienung für den Fernseher gab's nicht, da kamen eh nur 3 kriselige Programme…es geht nur das Licht im Bad und an meinem Bett, immerhin. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das Bettzeug nicht ganz frisch war, definitiv war es schon sehr lange in Gebrauch und vergilbt, aber es war auch ziemlich knitterig, wie halt schon benutzt… naja, wie gesagt… sei nicht so pingelig, du sitzt im Trocknen, hast Internet und ne warme Dusche. Die zwei Nächte wird es gehen. Es kann immer schlimmer kommen.


On The Road Again... 🇦🇷

Puerto Iguazu ist abgehakt, Zeit ist um, keine argentinischen Fälle, nur auf der Postkarte. Auch gut. Eine Briefmarke kostet wohl 5€, das lasse ich mal lieber…

Um 11 muss ich aus dem Hostel raus, Viertel drei fährt der Bus.

Auf dem Busbahnhof esse ich Buffet für 4500 Pesos das Kilo. Aber noch weiß ich nicht, was ich davon halten soll. Es war kalt, ich hatte Nudeln und ein Hühnerbein. Das waren etwa 200g, für 1100 P. Ich hoffe, es war alles gut und der Geschmack kam nur von fremden Zutaten wie Olivenöl, das hoffentlich auch noch gut war.

 Es scheint aber sehr beliebt, es kommen viele ältere hier her. (OK, da zähle ich ja auch dazu, komische Perspektive) Vielleicht weil sie dann selbst nicht kochen müssen. Auch das trifft auf mich zu. Aber auch die Polizei kommt her und die Busfahrer..ein beliebter Imbiss.


Es sind immer noch knapp 2 Stunden bis zum Bus, draußen noch immer wechselhaft.

Unglaublich, wie viele Busse hier am Tag nach Buenos Aires fahren. Aber das ist hier halt auch die nördlichste Ecke des Landes, wie eine Nase ragt Argentinien in Brasilien hinein, und die Grenze ähnelt einer Schädelnaht, so verzahnt ist sie…


Ich hab meinen Bus auch nach Ankunft ausgewählt. Sicher hatte ich auch eher fahren können, doch dann um 5 früh ankommen ist auch doof. 


Endlich rollt der grüne Via Bariloche heran. Auch hier bekommt das Aufgabegepäck und sogar der Handrucksack einen Aufkleber. Das find ich sehr gut. Man achtet also aufs Gepäck.


Erster Stopp Eldorado, großer netter Busbahnhof. Ein Mann mit Brötchen springt rein und bietet sie an. Ein paar steigen ein. Noch ist es hier oben sehr leer. Nichts zu sehen, von nur noch 2 Plätze frei… aber die kommen sicher noch ist ja noch ein Stück Weg.

 Nächster Ort, ohne Stopp, Montecarlo. Aber alles nur ein paar Häuschen und fertig ist der Ort. Rundherum wieder Wald

Sehr ländlich, Monokulturen als Wälder überall stehen größere Pfützen und die Flüsse haben mächtig Hochwasser.

Gibt es ein paar Häuser, sind die sehr gepflegt, auch der Rasen rundherum und es liegt deutlich weniger Müll als in anderen Ländern.


Nächster Stopp Puerto Rico. Auch hier kommt eine Frau mit Essenkörbchen und so Pizza Teilchen. Verhungern wird man hier nicht. 


Capiovi next Stopp - Gestern schon die Frau am Ticketschalter, heute auch wieder - man hat hier besondere Teebereiter. Also ein riesen Sieb voller Tee, da gießen sie heißes Wasser drauf und trinken mit Halm darunter hervor, so scheint es. Echt Kult,  musst halt immer die Thermoskanne mitschleppen.


Immer wieder gibt es Straßenkontrollen, wir hatten einen Stopp mit Drogenhund, der im Gepäck schnüffelte, wir sind immer an der Grenze zu Paraguay. 


Auf den saftig grünen Weiden stehen schöne braune Kühe und es ist 19 Uhr und die Sonne ist noch da. Heute überquere ich den südlichen Wendekreis, jetzt steht die Sonne definitiv immer im Norden zur Mittagszeit.

Wir fahren vorbei an riesigen Seen,

Haben einen schönen Sternenhimmel in der Nacht, und ein zaghafter Mond steht knapp über dem Horizont.


Gegen 5:30 dämmert es und alles flaches Land, Farmen mit Rindern und Schafen oder auch mal Getreide und Mais. Schließlich gibt's hier die berühmten Steaks.


Die Gegend ist meist ziemlich sumpfig, es steht viel Wasser. Und immer noch alles sehr ordentlich. 

Manchmal gibt es Windräder wie in Australien. 

Der Bus machte keine Pause an einer tollen Raststätte, also wagte ich nach 17 Stunden doch mal einen Gang zum Busklo. Ging direkt noch, hätte ich mir schlimmer vorgestellt.


Buenos Aires rückte näher. Die Häuser werden höher und schicker, wir fahren am Riesenstadion vorbei, passieren ein Viertel mit bunten Favelas und da sind wir auch schon, Retiro. Die eierlegende Wollmilchsau, was den Transport angeht. Züge, Busse, Fernbusse, Fähren und die Metro fahren hier ab…. Und ich laufe los.

Durch Argentinien
Durch Argentinien

Buenos Aires

BA Stop Hostel in Buenos Aires - nach einigen Metern Umweg habe ich es doch gefunden. Eine kleine unscheinbare Tür neben einem Restaurant. Ich klingele und mein Name öffnet mir die Tür. Also eine junge Frau hört ihn durch die Sprechanlage, kommt und öffnet. Sprachsteuerung sozusagen. Und schon stehe ich vor einer hohen Treppe. Ja, die Schlafstelle will erobert sein. 

Ich bezahle 30$, das ist viel weniger als bei booking ausgeschrieben, ein kleiner Schwarzmarktpreisrabatt, weil ich in Dollar zahle. Das Rückgeld bekomme ich in Pesos, zum regulären Tauschpreis. Da hätte ich lieber die 10$ nehmen sollen. Ich bezahle noch 1000 Pesos Pfand für einen Chip, der mir die untere Tür öffnen soll. Das Zimmer öffnet man per Code zum Eintippen. Es ist ein 8er Frauenschlafsaal, erkennt man an den pinken Betten. Alles steht voll Krams, ich finde kaum einen Platz für den Rucksack und ich muss auf das höchste Bett im Raum aufentern. Das ist auch das einzige, dass weder einen persönlichen Safe und noch ein Miniregal hat. Ich hab schon etwas Schiss, dass ein paar Sachen auch einfach hinten durch die Ritze rutschen und die gute Frau unter mir treffen. Soweit alles geht, klipse ich es fest, das Handy kann zum Glück auf der Stromleiste liegen und laden.


Das Foyer ist wie ein kleiner Marktplatz gestaltet. Mit Markisen über den Türen zum Schlafsaal, halben Fässern zum etwas darauf abstellen, wirklich nett und mal was anderes.


Ansonsten gibt es hier eine Küche, die auch gut genutzt wird, selbst für große Mahlzeiten, was darin ewig dauert. Es gibt getrennte Waschräume, die sind auch sauber, einen großen Aufenthaltsraum mit Fernseher, läuft grad Fußball…und eine Terrasse für die Raucher und Sonnenanbeter. Dort sitze ich erst einmal mit meiner 5minutenTerrine, die ich seit Foz nicht essen konnte, da es kein heißes Wasser gab. 


Dann war es Zeit für einen Stadtrundgang - einmal die Straße nach links und nach rechts, da gab es einige historische Gebäude und Miniparks… doch was war das?!? Überall laute Musik, Menschen in Partylaune und unendlich viele Flaggen in Regenbogen und anderen Farbschattierungen…geschmückte LKW mit Luftballons und Glitter…Buenos Aires feiert heute am 04.11.23 seinen Christopher Street Day. Was für eine bunte und flippige Menge an Menschen! 


Noch dazu war es sehr heiß. Später sollte es auch einen Umzug geben, doch da war ich wieder zurück im Hostel. Es war die ganze Nacht noch Party.


Im Hostel hatte sich eine ganze Gruppe Älterer ein richtig tolles Abendbrot gezaubert. Die Tische sind auch rustikal, mancher würde sagen improvisiert, denn der eine, an dem sie aßen, war nur eine alte Holztür, die auf zwei Böcken lag. 

Der ganze Raum schien zusammengestückelt, aber das machte es auch urig. Es ist schon irgendwie stylisch.

Also, ja, die drei Tage hier werde ich schon überstehen. Die Betten sind ja auch wie kleine Bunker mit ihren Vorhängen. Das passt schon. Und die Duschen waren richtig heiß. 


Also Buenos Aires überrascht auf ganzer Linie. Während Puerto Iguazu noch ein deutliches downgrade war, fühle ich mich hier wirklich wohl. Noch dazu die Bilder der letzten Nacht, wo wir wirklich durch saubere und gut gepflegte Orte gefahren sind, so ganz anders als bisher, wo selbst in Naturschutzgebieten dicke Müllhaufen lagen, besonders gern neben Schildern mit der Aufschrift "Müll abladen verboten", das reizt ja Leute gerade es zu tun… hier nicht. Hier war alles sauber und der Rasen gemäht. Schick. Um so trauriger ist, das das Geld hier so viel an Wert verloren hat in der letzten Zeit und dass die Armut dadurch noch schlimmer wurde.

Buenos Aires unter dem Regenbogen
Buenos Aires unter dem Regenbogen

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Die Nacht war ok, keine lauten Schnarcher, keine Quatschorgien oder lautes Gekrame .. manche kamen erst am Morgen um 5 ins Bett, aber alles gut, bis um 8 war Ruhe, dann musste doch immer mal wer raus. Ich hab mich auch rausgemacht. Ist zwar Sonntag, aber hier will man ja auch nicht versauern.


Als erstes geht es zum Recoleta Friedhof. Wieder vorbei an schönen Parks und historischen Gebäuden. Ein paar Überbleibsel des CSD von gestern waren noch auf der Wiese zu sehen, kleine Zeltburgen. In den Bäumen zankten sich die Papageien und bauten sich Nester. Große Bäume waren eingezäunt und hatten Dali-artige Stützen unter den schweren Ästen. Ein Ficus war so groß wie ein Haus, ich bin froh, wenn er bei mir zwei Winter übersteht…


Kurz nach zehn war ich am Friedhof. Ausländer müssen hier ein Ticket bezahlen und das geht auch nur mit Karte. Na zum Glück hatte ich eine dabei. 3768 Pesos. Schon heftig, aber man ist nur einmal hier. Dafür gibt es wirklich viele, wirklich prunkvolle Gräber und Mausoleen zu sehen. Manche sind so riesig, da könnte man gut drin wohnen. Edler schwarzer Marmor, aber auch etwas zerfallene Ziegelmauern. Manches bekam man nicht einmal aufs Foto, weil die Gänge recht eng und die Gruften sehr hoch sind. Man kann natürlich auch eine Führung machen, doch das brauche ich nicht. Kenne ja sowieso keinen der Präsidenten oder anderen hochrangigen Leuten, außer einen Namen natürlich - Eva Peron, die first Lady, die sehr jung an Krebs starb. "Don't cry for me, Argentina!", sang Madonna mal. Ist etwas versteckt, aber irgendwann kommt immer eine Führung vorbei, und wo die sich sammeln, sind die bekannten Persönlichkeiten nicht weit. 


Etliche Fotos und Engel später hatte ich genug, verließ den Friedhof und steuerte auf das kostenlose Kunstmuseum zu.


Es gab ein paar Klassiker, Rembrandt, Rubens, natürlich Impressionisten, Monet, Manet, Van Gogh, Gauguin, auch Picasso und die Boote von Paul Klee, und viele mehr. Eine ganze Menge Statuen von Rodin und ein paar moderne Sachen. Ganz nett. 

Hinter dem Museum gab es eine riesige Stahl-Tulpe in einem Teich.


Von dort bin ich zum Buquebus Terminal gelaufen. Hier fährt die Fähre nach Montevideo ab. Ich holte schon mal ein Ticket und konnte gut verstehen, warum man zum Einchecken zwei Stunden eher hier sein muss. Das dauert alles seine Zeit. Obwohl man nicht unbedingt nachvollziehen konnte, warum. 

Mein Ticket kostete 68 $, denn 67000 Pesos hatte ich nicht mehr. Dienstag zum Mittag geht's los.


Jetzt gab es noch was aus der Kaufhalle und dann ab unter die Dusche.

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Es ist zwar verlockend, aber ich habe mich entschlossen, doch noch nicht hier in Argentinien auf das Klamottenshopping für die Antarktis einzulassen. Das muss Montevideo einfach hergeben. Ich hoffe es sehr, denn von hier kann ich es noch nicht schleppen.


Für heute steht auch nicht viel auf dem Programm. Ich laufe noch einmal zur Kathedrale, die war neulich zum CSD geschlossen, bzw habe ich sie nicht als solche wahrgenommen, denn sie sieht aus wie ein klassisches law&Order Gebäude mit dicken Säulen vor dem Eingang.


Innen war sie schick, nicht zu protzig vergoldet, mit schönen Deckenmalereien. Eine Schulklasse wurde auch gerade durchgeführt, alle hatten weiße Kittel an. In einem Seitenschiff gab es eine Ehrenwache für General San Martin und andere Generäle sowie unbekannte Soldaten.


Bei einem Bäcker konnte ich nicht widerstehen. Es roch zu lecker. Und ich leistete mir ein Stückchen Apfel Streuselkuchen, der auch wirklich wie erwartet schmeckte und mich nicht enttäuschte. Der war echt lecker. In einer guten Kaufhalle gab's auch Mal frisches Obst.


Den Rest des Tages vergnügte ich mich mit einem alten Konsalik, der im Hostel im Buchregal stand. Es war das einzige deutsche Buch und man konnte gut querlesen, so berauschend war er nicht. Aber es war mal ne Abwechslung.


Im Schlafsaal gab es ein paar Wechsel. Aber alles nett. Und ich kann auch schon wieder Sachen packen.


Uruguay 🇺🇾

Zwei Orangen und die restlichen Erdnüsse und Rosinen zum Frühstück, alle Sachen gut verpackt, warte ich auf die Tagschicht, es war wieder Rosalia, die mich auch empfangen hatte. Sie gab mir meinen verpackten 1000 Pesos Schein wieder zurück und bekam den Türöffner dafür. Sie und die Putzfrau empfahlen mir Colonia auch anzusehen. Dort landet die Fähre und der Bus fährt weiter nach Montevideo. Vielleicht kann ich ja mal einen Tag herfahren. Hab ja viel Zeit.


Kurz nach 9 lief ich los, schon ätzend mit rund 27 kg Zusatzgewicht. Aber die zwei Kilometer waren zu schaffen, obwohl es auch schon wieder mächtig heiß war. 

Im Buquebus Terminal war es ganz leer. Nicht so ein Chaos wie neulich. Ganz gemütlich konnte man sich anstellen, die Frau, die mir neulich das Ticket verkauft hatte, hat mich heute auch abgefertigt. Zur Migration musste man eine Etage höher, da gab's wieder ein Foto ohne Brille und ohne Hut und einen Daumenabdruck auf der argentinischen Seite, und clever - die uruguayische Seite saß gleich mit in der selben Box, und yes, sie klickte mir einen Stempel in den Pass. Wozu hat man den denn, wenn nicht zum Stempel sammeln?! Sie klickte ihn aber irgendwo dazwischen, so mitten in Ecuador. Das macht man doch nicht, junge Frau, da sind doch so viele freie Seiten…naja. Mal sehen, wer mir den nächsten verpasst. Wir müssen den Pass bestimmt an Bord abgeben.


Die Fähre hatte noch zwei Stunden Zeit. Kam etwa eine Stunde vor Abfahrt an, ein schnittiger Katamaran. Es gab Internet in der Halle, also noch schnell mal bei Facebook etwas aufgeholt, ein Segelschiff bestaunt (Name war nicht erkennbar, aber gehört bestimmt der argentinischen Marine, so wie die Segel drapppiert waren) und ein Cappuccino geschlürft. 


Dann ging's an Bord - geradezu die erste Klasse auf dem oberen Deck und der duty free mit wie immer sehr hohen Preisen, eine Wechselstube mit nicht zu schicken Wechselkurs, doch vorsichtshalber tauschte ich mal 30$ um. Dafür bekam ich 1161 urug. Pesos. Mal sehen, was man da für kaufen kann…die Unterkunft ist ja zum Glück schon bezahlt. Die Touristenklasse Sitze verteilten sich auf dem normalen Deck, wir hatten Klappsitze in Zweier- oder Dreier Reihen sowie Sessel an runden Tischen. Unter unserem Deck waren die Autos.


Das Wasser war verdächtig rostbraun - ob das immer so ist oder nur der Abfluss vom im Moment übermächtigen Iguazu, der in den Parana floss, der nun hier ins Meer fließt? Wer weiß. 


Nach etwa 90 Minuten war die Fähre auf der anderen Seite, wir mussten erst die erste Klasse runter lassen, dann durften auch wir, wie beim Flugzeug ging es über lange Gänge und am Ende wartete ein Rollband mit dem Gepäck. Meins war schon mal ne Runde rum, so schnell war ich nicht, aber es kam ja wieder. Dann noch durch den obligatorischen Röntgenapparat und schon ging es durch die Empfangshalle zu den Bussen nach Montevideo. Perfekt. 


Die Landschaft sah so ziemlich aus wie bei uns im Juni, das Getreide halb grün, halb reif, Windräder wie bei uns, große Pappelwälder (? sahen zumindest so aus, vielleicht war es auch Eukalyptus, der wächst ja überall sehr gerne), dann mal wieder Weideland mit Hecken …dann wieder denkst du, du bist am Mittelmeer mit Palmen und Zypressen…


Neben mir saß eine junge Frau aus Montevideo. Sie erklärte mir was es mit den Teetassen auf sich hat und was ich unbedingt außerdem in Uruguay probieren muss. Außerdem sagte sie, dass moovit doch die perfekte App für den Nahverkehr sei und dass der Bus 52 Pesos kostet, die beim Fahrer bezahlt werden müssen. Ja super 🙂, auch, dass es viele kostenlose Museen gibt. Sie war nett.


Zum Glück gab es auch wirklich freies Internet im Busbahnhof Tres Cruces, wo wir ankamen. Da funktionierte moovit , doch es konnte mir keine Verbindung per Bus anzeigen, nur die Laufstrecke … na was soll's, dann los geht's. 50 Minuten waren angezeigt, es lief sich gut. Die Strecke war flach, und die Ampeln meist gnädig. Dann kam ich wirklich am gewünschten Plaza de Independencia an, fand auch gleich die Hausnummer und den Portier, der mich in den Fahrstuhl steckte und in die zweite Etage schickte. Dort war die 203, für die ich einen Tür Code hatte. Und da war mein Airbnb.

Eine recht große Einraumwohnung mit sehr kleinem Bad mit Schiebetür, Kochecke mit Herdplatte, Mikrowelle, Wasserkocher, Kühlschrank und Espresso Maschine. 


Es gab keinen Fernseher, an dessen Stelle war ein großer Spiegel im Schrank gegenüber vom Bett, der sich drehen ließ

Da kann ich entweder draußen die Nachbarn, mich im Bett oder rechts die Eingangstür im Blick haben.


Die Tür hat einen großen Glaseinsatz, der mit Farbe gestrichen ist. Wenn man will, braucht man also nur das Glas einschlagen und ist im Zimmer. Das will ja hoffentlich keiner. Meine Super-Host Maite hat mich auch mehrfach kontaktiert, ob ich gut angekommen bin und wenn irgendetwas ist, soll ich ihr nur Bescheid sagen. Ja OK, werde ich machen, falls etwas ist.


Ich gehe nochmal in den Supermarkt um die Ecke, der hier heißt Ta-ta. Und schwupps, waren 770 Pesos weg wie nix für Abendbrot und Frühstück. Nichts ist umsonst. 

Draußen war es unerträglich heiß und sehr dunkel, es war auch Gewitter angesagt. Das krachte auch wenig später über der Stadt.


 Neulich im Museum gab's ein Bild mit Jäger und Nandu. Da stellte sich mir die Frage - Wo wohnen eigentlich Nandus in Südamerika?! Das Internet gibt mir nur große wilde Herden in Mecklenburg Vorpommern an. Na toll. Ich wollte hier welche sehen. Hmm. Eigentlich sollte Argentinien der richtige Platz sein, aber sie sind hier wohl so gut wie verschwunden. Zu viel intensive Landwirtschaft vermutlich.


Adios Argentina, Hola Uruguay
Adios Argentina, Hola Uruguay

Montevideo

Uruguay ist ein kleines Land, im Vergleich zu seinen großen Nachbarn um sich. Und es hat jetzt auch nicht die Knaller an Touristen-Magneten wie andere Länder, etwa sehr exotische Sachen, Natur, die man aus jedem Urlaubsprospekt kennt…und doch klingt es einfach fantastisch, wenn man sagen kann "ich bin heute die Strandpromenade von Montevideo entlang gelaufen. Im schönsten Sonnenschein, in Shorts mitten im November. Einfach so." Montevideo! Wie surreal ist das denn?! Das wurde mir heute so richtig bewusst!

Eine Woche habe ich hier noch zum Landluft schnuppern, bis mein Schiff abfährt. Noch brauche ich ein paar Sachen, denn die konnte ich nicht schon von Zuhause mitschleppen. 

Und wenn alles gekauft ist, kann ich noch die Stadt und vielleicht auch das Land noch weiter entdecken.


Die Strandpromenade, Rambla genannt, zieht sich mehrere Kilometer, ist ein 8-10 m breiter Rad- und Fußweg. Du kannst überall in der ersten Reihe sozusagen am Meer sitzen und der braunen Schlammbrühe zuschauen, in der sich einiges an Plastik hin und her wälzt. Manche angeln, manche joggen, manche trainieren Kunststücke auf Inlinern, manche laufen einfach so wie ich, und 8 von 10 haben ihre Thermoskanne und den Mate Becher dabei. Das ist echt wie eine Sucht hier. Ich habe ihn probiert, soll Coffein enthalten (und oft etliches an Schadstoffen) und dieses heiß-kalte Aufgegossene soll es so besonders machen… OK, mir fehlt der Becher und der spezielle Löffel für den "vollen Genuss", so schmeckt es erstmal nach Spinat, irgendwie.


Heute probierte ich den Decathlon als erste shopping Möglichkeit, bekam auch ein paar warme Sachen, aber noch nichts richtig Wasserfestes. Und auf dem Rückweg - ich bin wirklich unschuldig, aber es lag einfach so auf dem Weg - gab es schon wieder ein Kunstmuseum. Ich konnte nichts machen. Und bin rein. Eine Grundschulklasse hatte gerade Unterricht und übte sich in Bildanalyse mit einem sehr lauten Guide. Ein paar schöne Bilder, klassisch, expressionistisch oder auch abstrakt, und ein paar etwas creepige Installationen gab es zu sehen. 


Der Weg zurück ging wieder die Promenade entlang,  wieder richtig sonnig, meckernde Papageien in den Bäumen, wieder mit dem unfassbaren Gefühl "Krass, Montevideo - ich - heute - hier - diese Kulisse - Wahnsinn!" Weiß nicht, warum mir das heute so bewusst wurde. 


Ich versuchte, etwas Bargeld zu bekommen. Es gab eine Menge Wechselstuben, doch das Bargeld hebe ich mal noch auf. ATMs gibt es da drin auch, doch es war kompliziert, die wollten meine Karte nicht, vielleicht musste man da Kunde sein, alle erhielten nur einen Zettel und gingen danach auch noch zum Schalter… aber einen Automaten fand ich dann doch, der spuckte nur 5000 Pesos aus, in drei Scheinen (die Supermarktkasse wird sich wieder freuen und skeptisch drauf gucken..) und zog 260 Pesos als Gebühren ein, etwa 8 Euro.. naja, nicht zu ändern. 


Die Europa ist kurz vor Montevideo, am 12. wird sie anlegen. Follow the ship


Montevideo
Montevideo

Über Das Reisen

Dieses surreale Gefühl der letzten Tage lässt mich noch nicht los. Warum?! 


Am Kühlschrank meines Airbnbs haften ein paar Magneten von einigen der Jakobswege in Spanien. Auch ich bin im letzten Jahr von Porto nach Santiago gelaufen, als Vorbereitung und als Test, ob ich es eine Weile mit mir selbst und alleine beim Reisen aushalte… doch man ist ja nicht wirklich alleine auf dieser Welt, auch letztes Jahr hat das nicht lange gedauert. Irgendwen trifft man immer auf einem Stück seines Weges, manchmal nur kurz, deinen Sitznachbar im Bus, mit dem du ein paar Worte wechselst, manchmal ein paar Tage zusammen laufen und nach einem Jahr, längst zurück im Alltag, immer noch was zu erzählen haben…


Reisen macht Spaß, Reisen bildet, Reisen ist schön, Reisen ist ein sehr besonderes Privileg, besonders wenn du selbst entscheiden kannst, wohin und wie und wann… besonders, wenn du dich ohne großen behördlichen Stress (monatelange Visaanträge, Papiere, Kopien, Passfotos, …) und ohne große Sprachbarrieren einfach frei bewegen kannst…


Es ist heute so einfach geworden. Wie selbstverständlich marschiert man durch die entferntesten Metropolen der Welt, muss nicht einmal die Sprache sprechen (natürlich hilft es, aber wirklich nötig ist es nicht mehr), dein Handy übersetzt, das GPS ist dein Stadtplan, dem Busfahrer zeigst du nur den Ort und er nickt oder schüttelt den Kopf, wenn du nicht zu exotisch gekleidet bist, kannst du einfach im Alltag der Bevölkerung mitmarschieren und fällst nicht auf, du buchst Flüge, Autos, Busse oder Unterkünfte im Internet, musst oft nicht einmal mit deinen Vermietern persönlich zusammentreffen, Zahlen-Codes öffnen Türen, du bezahlst online mit Kreditkarte …easy! 


Aber - setzen wir uns doch mal in eine Zeitmaschine, mein “persönlicher Delorean” landet eben in den Siebzigern, als ich selbst zur Schule ging, als die DDR von einer Mauer umgeben war und tatsächliches (Sommerferien-)Reisen bedeutete, in einem Moskwitsch an die Ostsee oder durch Polen oder auch durch die CSSR zu fahren.


Den Rest des Jahres nahmen mich viele Bücher auf Gedankenreisen mit. Ich habe alle damals erhältlichen Karl Mays gelesen, und natürlich Robinson Crusoe, der war Schullektüre, und selbstverständlich auch Jules Verne, der mich auf Inseln, unter das Meer, rund um die Welt, sogar bis zum Mond entführt hatte… 

Ich habe sie alle verschlungen als Kind egal, wie unwirklich und fantastisch und surreal…


Ein anderes Buch hat mich dann mit 13 gepackt, ich habe es hier schon erwähnt - Kon Tiki, von Thor Heyerdahl - sehr viel realer, aber nicht weniger fantastisch, der sich in 101 Tagen auf einem selbst gebauten Floß von Callao, Peru, nach Raroia, Polynesien, treiben ließ… 


Dann kamen die 80ger und Reisen wurde für mich sehr viel realer, weil ich dann selbst entscheiden und organisieren musste (als Kind mitfahren ist ja leicht, man “konsumiert” nur, was andere vorher an Arbeit und Verantwortung reingesteckt haben). 

Da bedeutete es dann z.B. die Entscheidung, teuer für 2 Stunden Flug oder wesentlich preiswerter für  48 Stunden im Zug von Berlin über Prag, Budapest, Bukarest nach Varna oder Burgas zu fahren, und durch Bulgarien zu trampen, mit schlecht gedruckten, nicht ganz aktuellen Wanderkarten in kyrillischen Buchstaben durch das Rilagebirge oder durch das Pirin zu wandern, bis an die griechische Grenze, die für uns politisch unüberwindbar war…


Wir haben Rumänien oft so schnell wie möglich durchqueren wollen, weil es immer hieß, es sei gefährlich, man wird überall angebettelt oder ausgeraubt (ja, das ist passiert!) … Aber, wir haben auch festgestellt, wenn man abends in einem Dorf nahe Sibiu landet und mit Händen und Füßen und in gestammelten Russisch-Englisch-Deutsch nach einem Zeltplatz fragt, einfach im herrlichen siebenbürgen-deutschen Dialekt eingeladen wird, ins Haus zu kommen, zu essen und schlafen und am nächsten Tag mit in die Pfirsichernte zu gehen… einfach fantastisch! 


Es hieß auch, am Morgen auf der Margareteninsel in Budapest im Schlafsack aufzuwachen und einen neuen Tag in der “westlichsten Stadt des Ostens” zu genießen, weil es hier alles gab, was man sonst im “Osten” nicht bekommen konnte, allerdings brauchte man viel Geld (aber es gab nur einen bestimmten Umtauschsatz für 14 Tage, pro Jahr)...


Wir waren mit Faltbooten drei Wochen im Donaudelta, drei Wochen keine Nachrichten, nur Natur, Schilf, Mücken, Pelikane, Fisch, Bohnen aus der Dose und langsam ranzig werdende Salami von Zuhause, wir wollten am Ende die Boote verkaufen, doch aus irgendeinem Grund war das dort nicht erlaubt, die Polizei in Sulina konfiszierte die Boote und das Geld und ließ uns stundenlang sitzen, ohne dass wir ein Wort verstanden… 


und später in Budapest hörten wir Gerüchte, dass in der nächsten Nacht wieder hunderte über die Grenze nach Österreich flüchten werden…???hää??? Was war hier los?! Ja, das war Sommer 1989, im November fiel dann die “Mauer”, Diktatoren wurden gestürzt und sogar getötet, und für uns öffnete sich eine ganz neue Welt… in die musste man sich erst einmal reinfinden und arrangieren, neue Jobs finden, Familie, Kinder… mein Lieblings-Geldschein war der 10 DM Schein, mit der Gorch Fock auf der Rückseite, einfach weil ich schon immer Segelschiffe mochte…


Zwanzig Jahre später segelt ein ähnliches Schiff namens “Thor Heyerdahl” durchs Kinderfernsehen und erzählt im "Klassenzimmer unter Segeln" von Schülern, die ein halbes Jahr in die Karibik und wieder zurück segeln, dabei Unterricht haben und segeln lernen … Halt! Moment mal! … Da gehen ganz weit im Hinterkopf so einige durch die Zeit verblasste Lichter wieder an!!! Großes Segelschiff! Thor Heyerdahl! Atlantik, Pazifik, Weltmeere ?!? … 


Nach weiteren acht Jahren kann man inzwischen im Internet nach Tall Ships googeln und sieht - die zum Teil einhundert Jahre alten Drei- und Viermaster segeln noch heute, inzwischen als Schulschiffe für die Marine oder einfach so, man kann darauf mitfahren. Bei manchen muss oder kann man sogar aktiv mitarbeiten… nach mehreren zaghaften einwöchigen Versuchen auf der Alexander von Humboldt II (die Bark mit den grünen Segeln, die Alex I kennt man noch aus der Becks-Werbung), der Kapitan Borchardt (einem polnischen Schoner) und dem norwegischen Vollschiff Christian Radich (auf der Reise habe ich endlich auch die richtige Kontiki, das Original Floß in Oslo im Museum gesehen!), die sich in der einen Woche nur etwas von der Küste lösten und man so kaum über die ersten Tage Seekrankheit hinaus kam, landete ich 2018 auf der Bark Europa, die damals von den Azoren nach Norwegen segelte. Drei Wochen lang. Nach 4 Tagen war der Magen wieder einsatzfähig, die Beine nicht mehr wackelig und man hatte sich noch genug zu erzählen mit den Menschen aus aller Welt, die die gleiche verrückte Idee hatten, hier mitzufahren. Gemeinsam sahen wir am Tag die Delfine um den Bug springen, oder in der Nacht die Lightshow, wenn sie wie Torpedos durch das durch Mikroorganismen bläulich lumineszierende Wasser schossen, gemeinsam genossen wir die unendlichen Sterne in der Nacht, oder holten den Manta-Trailer aus dem Wasser und zählten die kleineren und größeren Plastik Teilchen, die sich in einer Stunde darin verfangen hatten, gemeinsam standen wir am Steuer oder am Ausguck … es war einfach fantastisch!


Damals wurde die Idee dieser Weltreise geboren, denn die Europa fährt jedes Jahr im antarktischen Sommer (also um Weihnachten) in eben die Antarktis. Und da will ich auch hin. Mit nur diesem Schiff. Weil es eine einfach unbeschreibliche Gelegenheit und Kulisse hergibt, die kein anderes (Motor)Schiff bieten kann. Natürlich wird das anstrengend, natürlich ist das nicht günstig. Und schon gar nicht bekommt man 50 Tage am Stück mitten im Schuljahr frei. Und mal ehrlich, weiß man, ob man das mit 66, wenn es endlich Rente gibt, noch schafft?! Also dann eben jetzt, mit gerade 59, ein ganzes Jahr “Ferien”! 


Und da bin ich nun. Nach guten drei Monaten Südamerika mit traumhaften Orten wie all die mexikanischen Pyramiden, die exotischen Tiere in Costa Rica, die majestätischen Galapagos Inseln, Schnorcheln mit Robben und Riesenschildkröten, die dünne Luft und die hohen Vulkane Ecuadors, die magischen peruanischen Pilgerstätten Nasca und Machu Picchu, den Vicuñas und Kondoren der Anden, dem sagenhaften Titikakasee, den etwas verpassten Chancen in Bolivien, den übervollen Iguazu-Fällen, dem Buenos Aires im Zeichen des Regenbogens…sitze ich nun für eine Woche hier in Montevideo, Uruguay. 


Eine Woche, um noch ein paar wenigstens einigermaßen wasserfeste Sachen zu kaufen, die ich nicht von zu Hause mitschleppen konnte, eine Woche, um mich noch einmal zu sortieren und seelisch und moralisch auf das Abenteuerlichste vorzubereiten, das ich je gemacht habe oder wahrscheinlich je machen werde…


Morgen legt die Europa hier irgendwo im Hafen an, in drei Tagen können wir dann an Bord. Wir - das sind wieder ca. 45 Männer und Frauen fast jeden Alters und von fast allen Kontinenten, wir kommunizieren schon seit Wochen über WhatsApp miteinander und freuen uns auf eines der größten Abenteuer, die es auf dem Planeten zu erleben gibt…


So lange wasche ich in meinem Airbnb am Plaza de Independencia noch etwas Wäsche und laufe durch Montevideo, Uruguay. Einfach so. Weil ich es kann und weil es einfach ein unglaubliches Privileg ist, hier zu sein. 

Ein Bisschen Wie Weihnachten

Mit jedem Update rückt der Pin auf der Live-Karte näher, ob sie heute schon einläuft?! 

Es ist wie Weihnachten. Die Spannung steigt. 

WhatsApp läuft heiß, viele sind gerade unterwegs, direkt im Flieger oder eben irgendwo zwischengelandet, hoffen, dass ihr Gepäck auch pünktlich mit ihnen ankommt, erkennen sich, obwohl noch nie gesehen, am großen Gepäck und an den schweren,  gefütterten Gummistiefeln, die man natürlich an den Füßen trägt und nicht teuer im Gepäck mitbezahlt… andere verabreden sich bereits zum Abendessen in Montevideo…


Ich laufe zur Rambla, vielleicht ist sie ja schon zu sehen?! Tatsächlich, am Horizont, zwischen zwei Containerschiffen schieben sich drei verdächtige Masten durch die Wellen. Im Moment unter Motor, denn das ist präziser, wenn man Zeitpläne und Kurse einhalten muss…


Noch hat sie ein paar Seemeilen Zeit. Ich laufe los und suche den Eingang zum Hafen. Man kann nicht einfach so auf das Gelände und zwischen Containern und Kränen und Seilen und Fahrzeugen durchmarschieren. Dazu braucht man ein ausgedrucktes Ticket und den Pass… bis Dienstag habe ich das. Jetzt noch nicht. 


Später am Abend gibt es das erste Bild - sie hat festgemacht und durch eine Lücke kann man gut die kleine Haiflosse an der Spitze des Klüverbaums ausmachen und die Europafahne am Großmast. Nun wird es langsam ernst.

Kurz Vor Der Abfahrt

Der letzte ganze Tag an Land. Früh bricht das Internet zusammen. Habe ich etwa die letzte Zeit zu viel Netflix geschaut und jetzt das Limit aufgebraucht? Gibt es so was noch? Ich kann nicht mal meiner Host Maite schreiben… Im Hafen gibt es ja freies Internet, also laufe ich runter, erkläre ihr, was passiert ist. Auf dem Weg dahin lasse ich in einem CopyShop auch mein Voyage Ticket ausdrucken für 5 Pesos.  Gegen Mittag hat sie geantwortet, es war nur zusammengebrochen, sie hat es wieder gerichtet und nun geht's wieder. Zum Glück! 


Ich drappierte alle Sachen auf dem Bett. Das passt nie in den Rucksack! Hilfe! Selbst als die Einzelteile wieder in ihren Sortiersäcken verpackt waren… was nicht passt, muss ich halt anziehen. Verrückt. Gleichzeitig habe ich Bedenken, ob mich das doch recht wenige auch ausreichend gegen Kälte und vor allem Nässe schützen wird. Ich vertraue einfach darauf. Es muss. 


Auf WhatsApp geht es den ganzen Tag rund. Nicht nur die Chats mit Zuhause, auch die mit der neuen Voyage Crew. Heute Abend treffen wir uns am Hafen. Es wird sehr interessant und sicher nicht langweilig die nächsten Wochen. 


Die letzten Pesos werden ausgegeben. Der eine bestellt sich ein dickes Steak, der andere trinkt leckeren uruguayischen Rotwein, und was dann noch übrig ist, wird morgen in Kaffee und Schokolade umgesetzt.  


Irgendwas dazwischen ...
Irgendwas dazwischen ...

Schöne Weihnachten Und Einen Guten Rutsch

Die nächsten 50 Tage gibt es kein WLAN. Fluch oder Segen? Ich finde es heraus. Ein bisschen digital Detox kann nicht schaden. 


Am zweiten Januar werden wir in Ushuaia anlegen, bis dahin lass ich mich völlig überraschen, was auf mich zukommt...


Hier kann man vielleicht ein paar Updates lesen...


Na dann, schöne Weihnachten 🌲🎁und einen guten Rutsch 🎉👋

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Endlich geht's hier weiter mit dem ersten Teil der Segelreise: 


von Montevideo zu den Falkland Inseln