17.06.
Heute war sehr, sehr zeitiges Aufstehen. 3:15 klingelte der Wecker. Eine halbe Stunde zum Zusammenpacken für Klamotten und Zelt. Die Sterne und die Milchstraße waren noch da. Doch es war richtig kalt und irgendetwas lag mir heute quer. Im Bauch grummelte es und mir war schlecht. Frühstück und Kaffee gingen gar nicht. Na super und das wieder bei einer sehr langen Fahrt mit meist Buschi-Buschi-Toilets…
Halb Fünf rollten wir los. Im Truck war es dunkel und auch saukalt. Wir holten die Schlafsäcke und Decken wieder raus. So konnte man es aushalten. Draußen schimmerten noch eine ganze Weile die Sterne, bis es dann dämmerte und ein schöner Sonnenaufgang zu sehen war.
Wir fuhren und schlichen und kletterten über Berge und durch schöne Täler, über 2200 m hoch und wieder runter in Richtung der Grenze zu Malawi. Zugegebenermaßen bekam ich nicht wirklich viel mit. Immer wieder fielen mir die Augen zu und mein Bauch wurde nicht besser.
Kurz vor der Grenze konnten wir die restlichen tansanianischen Schillings in malawische Kwacha tauschen.
Dann kam die Grenze und es war eine der chaotischsten, die ich bisher erlebt habe. So rein äußerlich… sandige Wege, halbfertige Kreisverkehre mit etwas Asphalt, neue Gebäude neben Wellblechzäunen, Schlangen von Trucks, die ihre Papiere ausfüllen mussten (Francis meinte, er kenne schon die Abläufe und die Leute, da kann er vieles kürzer halten. Aber auch er wurde zurückgerufen, weil einer der Dollarscheine, mit denen er bezahlt hatte, einen winzigen Riss hatte. Den nahmen sie nicht. Nur picobello neue von mindestens 2009, ohne was drauf gekritzelt und ohne den kleinsten Riss..)
Dann schoben Fahrer ihre Motorräder rüber, andere fuhren mit dem Rad, die Beamten im Einreisebüro nach Malawi hatten zivile Hemden an, draußen liefen uniformierte Grenzer herum…alles schien etwas wüst… aber wir haben es geschafft. Stempel im Pass! Malawi, here we are!
Die Dörfer sahen hier wieder ganz anders aus. Häuser mit richtigen gebrannten Ziegeln, viele Bananen und Reisfelder, Reis wurde auch neben der Straße getrocknet. In einer Stadt hielten wir kurz für ATM und eine Kaufhalle. Ich holte nochmal Wasser und eine Rolle Kekse, das erste, was heute in den Magen ging. Die Leute waren hier sehr freundlich und gar nicht aufdringlich. Und viele hatten sehr schicke, saubere Fahrräder.
Francis jagte den Truck um die Schlaglöcher der letzten Straße und kurz nach Vier waren wir tatsächlich am heutigen Camp! Chitimba Camp am Lake Malawi. Direkt konnten wir nicht zum See. Der Zugang hier war vor ein paar Wochen noch überflutet, jetzt standen noch ein paar sumpfige Pfützen im Weg.
Die netten Männer im Camp bauten mein Zelt auf und nach ein paar Mal Toilette fiel ich einfach auf meinen Schlafsack und kam nicht mehr aus dem Zelt. Die anderen hatten noch Dinner im Restaurant und hörten sich etwas über die möglichen Aktivitäten morgen an.
18.06.
Mir geht's wieder gut. Wer weiß, was das gestern wieder war. Wir hatten ja schon kurz Malaria vermutet, aber da fehlten noch ein paar unschöne Symptome mehr…
Die Pancakes und der Kaffee schmeckten wieder und Patrick, der local Guide, erklärte mir noch einmal, was es heute alles zu tun gab. Doch ich hatte meine Wahl schon getroffen. Auf 32 km Wanderung auf den nahen Tafelberg mit Sicht nach Tansania und Mosambik hatte ich nicht wirklich Lust, die Livingstonia Mission war jetzt auch nicht mein Geschmack… Wasserfälle ok, aber eigentlich wollte ich den wood carving workshop. Der war im Preis sehr verschieden, abhängig vom Stück, das ich machen wollte.
Um neun ging es los. Plötzlich waren vier junge Männer um mich, sie gehören zu den “shops” am Camp Eingang. (Nennen wir es “Shops” - ihre Schnitzartikel standen schön aufgereiht auf hellem Kies am Boden. Verschieden große Elefanten, Giraffen, Hippos, Rhinos, Reliefs mit den Big Five, Brettspiele, Schachfiguren, Krippenfiguren, Masken… umzäunt war alles mit Schilfmatten, die am Abend einfach davor gezogen wurden. Wir waren auch soweit drin hinter dem Dorf und weg von der Straße, dass sie sicher sein konnten, hier nimmt keiner was weg. Abends passte hier sicher auch jemand auf.) Dort konnte ich mir ein Stück aussuchen. Meine Wahl fiel auf eine Giraffe, die in meine Bachgoldflasche passte. Die war ohne Filter ohnehin unbrauchbar und darin war sie geschützt.
Die vier brachten mich in die “Meisterwerkstadt”, wo schon ein paar Männer saßen und handförmige Schalen schnitzten. Das war einfach ein Strohdach für den Schatten und ein paar halbe Holzstämme zum darauf sitzen. Sie arbeiteten barfuß, die Füße hielten das Werkstück fest und die Werkzeuge kamen den Füßen sehr nahe, aber sie wussten, was sie tun. Der Meister nahm die Mustergiraffe und begann ein Stück Holz zurecht zu sägen. Dann schlug er mit einem kleinen Hackebeil die grobe Form zurecht, wir checkten, ob es in die Flasche passte… yep, alles gut!
Jetzt konnte die feinere Arbeit starten. Wir setzten uns abseits und ich klopfte die Beine aus dem Klotz und machte die Durchbrüche. Damit es schneller ging - wir hatten ja nur zwei Stunden - halfen die Jungs immer mal. Dann ging's zurück zum Meister, der den Kopf heraus arbeitete und die Fellmuster einschnitzte. Am Ende liefen wir zurück zu den Shops, wo wir mit Schleifpapier alles glätteten und die Giraffe eine hübsche (aber riechende) Schuhcreme Politur erhielt. Ein bisschen werde ich sie wohl zuhause noch nacharbeiten, aber im Ganzen war ich sehr zufrieden.
Natürlich sollte ich dann auch etwas in ihren Shops kaufen, doch mit 85000 Kwacha hatte ich weit mehr bezahlt als die 40 $, die eigentlich dafür angesagt waren. Thank you guys, it was very interesting. 🦒 Jetzt hab ich auch aus Afrika ein Holz Souvenir und sogar ein bisschen selbst gemacht.
Der Nachmittag im Camp war sehr gemütlich und für 2 $ gab es auch einigermaßen stabiles Internet. Wenigstens genug, um Kenia und Tansania hier zu posten. Neulich lernte ich ein weiteres Swaheli Wort - moto - bedeutet “hot/heiß” - da machte die Hippo Szene aus Madagaskar 2 so richtig Sinn - “Moto Moto!” 🦛)) 🦛 … (Liest eigentlich jemand das ganze Geschrappel hier?!😅)
Zum Dinner zauberte Pete ein very local dish - dicke Mais Polenta, mit Beef und Soße und Spinat. Dann demonstrierte er, wie man das hier aß - mit Fingern natürlich. Er erklärte auch noch einmal, warum sie immer so viel kochen. Machen sie immer, falls noch ein Gast kommt. Und hier geht's halt an die Helfer und Wächter…
Nach dem Essen kam er mit bad news - eine Email vom Acacia Boss hat sie heute erreicht. In Livingston an den Victoria Fällen werden wir auf einen anderen Acacia Truck treffen, der in Capetown gestartet und über Namibia und Botswana kommt. Der wird dann nach Pretoria weiter fahren. Wir steigen also um. Pete und Francis fahren mit einigen von deren Passagieren zurück nach Kenia und haben dann eine Tour nach Uganda zu den Gorillas. Wir trennen uns dann also.
Um Sieben ist es hier schon stockdunkel, dann wird es auch ganz ruhig. Nur die Lampen vom Platz waren an und die Lampen der Fischerboote auf dem See… David Livingston (der schottische Entdecker, der hier so viel für Ostafrika und Südostafrika getan hatte, z.B. hatte er sich für das Verbot von Sklaverei eingesetzt) nannte den See Lake of Stars, weil nachts die ganzen Fischerboote draußen mit ihrern Lichtern die Fische anlockten.
Die Lampen hier fielen immer wieder aus. Power cut. Und damit auch das Internet. Besonders toll, wenn man dafür bezahlt hatte.
Schade, in der kurzen Lücke zwischen den cuts kam eine Nachricht der Italiener der AK24 durch, die sich noch einmal zu einem Essen verabredet hatten. Videocall war nicht möglich, gerade ein paar kurze Hallos und dann war wieder Cut. Und alles dunkel. Bis auf den gut halbvollen Mond und ein paar Glühwürmchen draußen.
19.06.
Halb sechs stand ich auf. Egal wie, nach fünf Tagen hatte ich mal wieder eine Dusche nötig, fand ich. (Rümpft grad jemand die Nase? Ja, man kann tatsächlich ein paar Tage ohne Duschen auskommen. Wir sind ja in der Natur beim Camping. Tagsüber ist oft anderes zu tun und abends ist es manchmal saukalt und kaltes Wasser und Mücken… da geht man schon mal lieber ins Zelt…) Der Strom war immer noch weg und das Wasser war kalt, also im Dunkeln kalt duschen… schon ein Erlebnis. Ok es war nicht ganz kalt, man konnte es schon aushalten.
Kurz vor sieben war alles im Truck und wir schuckelten los. Das war heute eine very bumpy road, voller Schlaglöcher und schlechten Stellen..es waren auch viele Baustellen, doch es wurde nicht besser.
Zunächst rumpelten wir eine Weile am See entlang und stiegen langsam zum Mini Tafelberg an.
Wenn Zweige auf der Straße liegen, wurden sie dort absichtlich platziert, so als Art Warndreieck, wenn ein Truck liegengeblieben ist. Heute sahen wir wieder einige liegen. Lange ging es sehr ländlich zu, bis wir endlich zu einer Stadt kamen.
Mzuzu war eine große Stadt verglichen mit den vielen kleinen Dörfern unterwegs mit all ihren Straßenhändlern und Schulkindern und Tieren, die am Straßenrand standen oder liefen.
Wir sahen ein riesiges Gebäude, das wie eine zukünftige Shopping Mall aussah und von Chinesen erbaut wurde, ein großes Schild wies darauf hin, und fragten uns schon, welche Art von Shops wohl da einziehen durften - sicher nicht die ganzen kleinen eingestaubten Souvenirshops oder was es sonst so auf den Märkten ringsum gab…und wer da wohl einkaufen gehen konnte, wenn die dicken, teuren Marken darin verkauft wurden. Später klärte Pete aber auf, das wird das neue, zentrale Gebäude für die Uni hier.
Dann stoppten wir an einer kleinen Shopping Mall. Eigentlich war es nur ein großer, aber gut sortierter Supermarkt, schon vorgestern waren wir erstaunt, wie voll die Regale hier waren. Allerdings stand auch in jeder Reihe ein Angestellter und hatte irgendetwas zu packen oder zu wischen oder zu tun. War also alles gut bewacht. In Tansania hatten wir in den kleineren Shops eher leere Regale, mit nur ein paar Sachen in der ersten Reihe stehend, einzeln, sodass man gut die Lücke sehen konnte, wenn was fehlte. Da gabs dann nur einen Angestellten oder den Besitzer, an der Kasse.
Die Jungs hatten ständig Probleme mit ihren Kreditkarten oder mit dem Handy bezahlen. Hier war es noch schwieriger, denn das ganze Kassensystem war für etliche Minuten ausgefallen. Sie kauften eine simcard, um selbst online zu sein. Mit dem Paket haben wir nun, auch außerhalb von Malawi, sobdas versprechen, gute 140 gB Daten... ja, mal sehen. Empfang muss ja auch da sein, und der schwächelte unterwegs auch schon wieder. Wir sind gespannt.
Auf dem Weg zum Kande Beach stoppten wir noch an einer Rubber Tree Plantage. Hier erntet man den Saft der Bäume, indem man die Rinde anritzt und sich schönes weißes Latex in dem Behälter am Ende der geschnitzten Nut sammelt.
Auch hier im Nirgendwo stand plötzlich ein junger Mann mit zwei Latex Bällen in der Hand und wollte sie verkaufen. Vielleicht hatte ich einen nehmen sollen. Morgen ist ja wieder ein Village Walk möglich…hätte ich den Kindern schenken können. Zu spät dran gedacht.. Mist.
Nun schaukelten wir über enge Sandwege durch viel Gebüsch. Wie immer waren die Fenster offen und wie immer landeten viele Blätter im Truck. Man dachte nie, dass hier ein Truck durchkäme, aber der hier machte das nicht zum ersten Mal. Viele Kinder standen am Rand und winkten.
Endlich das Gate und das Camp. Kande Beach. Diesmal war der Zeltplatz ein Stück weiter weg vom Truck. Wir konnten uns die Seite aussuchen, beide Plätze waren mit Schilfmatten bedeckt für etwas Schatten. Ich entschied mich für die Seite näher am Meer. Michael zog für die zwei Nächte mit zu Ernie in den Bungalow. Also war ich heute Nacht alleine auf dem Platz.
Wir saßen am Strand und beobachteten den Sunset. Die Insel gegenüber schien klein und nicht so hoch. Das Setting erinnerte etwas an den Uluru im Sonnenuntergang. Dennoch sollte sie etwa einen Kilometer weg sein und über 100 m hoch, denn zum Schnorcheln morgen gehts hier her und wer will kann Sprünge wagen..eben bis 100 m. Das konnte man nicht recht glauben!
Zum Dinner gab's Chicken Wings und selfmade Pommes. Und das, wo es zum Lunch doch schon Burger gab … jede Mahlzeit dick Fleisch. Wahnsinn. Ich hielt mich zurück, es rannten genug Männer rum, die sicher mehr Fleisch vertragen konnten als ich. Wer auch etwas Fleisch vertragen konnte waren die Katzen hier. Zum Lunch war schon eine schwarzweiße hier rum geschlichen und hat fürchterlich gemauzt, jetzt kam wieder so ein Fellknäuel an und bettelte lautstark. Doch die Miez war nur die kleine Ausgabe von heute Mittag, sooo süß und knuddelig. Ich musste mich sehr zusammenreißen, die nicht einzustecken.
Dann ging ich in mein sandiges Zelt und die Wellen rauschten …
20.06.
Toast, baked beans und eine dicke Bratwurst gabs zum Frühstück und dann ging es zum Village Walk. Mein Guide führte mich zu seinem Haus, zeigte sein Chicken House, ein Stall hoch genug gelegen, dass keine Raubtiere in der Nacht die Hühner klauen. Diese rennen den ganzen Tag frei, aber abends finden sie doch immer hier her zurück. Dann zeigte er mir die Kassaba Felder. Hier ernährt man sich hauptsächlich von Kassaba und Reis. Auch Mais und Kohl wird angebaut, aber Kassaba ist der Hit. Es gibt süßes oder saures. Das süße wird eher zum Kochen und für Chips genutzt - verdammt gutes Zeugs, erinnere mich an die gefährlichen Tüten auf der Nora. Man konnte nicht aufhören! Wir hatten ja auch Gnocchi und Puffer aus Kassaba gemacht. Die saure Variante wird eher getrocknet und dann zu Mehl gemahlen. Die Blätter kocht man als eine Art Spinat.
Dann kamen wir zu einem der fünf Brunnen im Ort, die mal mit ausländischen Förderprojekten errichtet wurden. Sie waren 40 m tief und pumpten 1a sauberes Trinkwasser hoch. Frauen schleppten die 20 l Eimer auf ihrem Kopf davon.
Dann verließen wir diese kleine Siedlung und gingen über Reis- und Kassabafelder Richtung großen Ort und Landstraße, von wo wir auch gestern kamen. Da waren zwei Frauen an einem Wasserloch und holten das schlammige Wasser. Das mussten sie chemisch reinigen… vielleicht kann ich hier ein paar meiner Chlortabletten lassen. Hab ja noch welche von Nepal übrig. Die muss man ja nicht verfallen lassen.
Durch einen schattigen Wald liefen wir weiter. Das war auch der Schulweg für die Kinder aus unserer Siedlung am Camp. Und dann liefen wir auch schon auf die Schule zu. Und plötzlich lief die Schule auf mich zu… gefühlte hundert Kinder standen und sprangen im Nu vor mir her.
Es war eine Grundschule und die Kleinen waren ganz offen. Hier hat keiner Hemmungen. Und sie waren sehr freundlich. Der Schulleiter holte mich in die Bibliothek der Schule. Drei Reihen Bücherregale beidseitig bestückt, mit alten Klassensätzen und anderer Literatur. Er erzählte über die Schule. Man hatte 1500 Schüler und dreizehn Lehrer macht einen Schlüssel von 100+ Schülern pro Lehrer. Wow! Das war hart! Die Kinder kommen aus dem Umkreis von bis zu sieben Kilometern, die sie natürlich zu Fuß laufen (oder jemanden hatten, der sie her fährt). Kinder ab 5-6 Jahren. Die Kleinen haben bis halb 12 Schule, die größeren bis halb zwei. Für die ganz Armen wird Essen bereitgestellt und die Schuluniform bezahlt. Wenigstens soweit das geht. Man ist auf Spenden angewiesen, die nicht immer fließen. Und so verwunderte es auch nicht, dass vor ihm eine riesige Holzbox stand mit einem großen Schlitz drin. Daneben lag ein Buch, da schrieb ich meine Nummer rein, den Spendern wird dann eine Nachricht mit Foto geschickt, was mit dem Geld passiert ist. Ich steckte erstmal 5000 Kwachas in die Box.
Dann gings weiter zum Krankenhaus der Gegend. Heute war Markttag, einmal die Woche.. da kommt man auch aus allen Gegenden hier her. Deshalb war es im Hospital auch so voll, wenn man einmal unterwegs war. Viele Mütter saßen mit ihren kleinen Kindern draußen und hielten ein international gelbes Buch in der Hand. Heute gabs hier auch Yellowfever Impfungen. Die meiste hier behandelte Krankheit ist jedoch Malaria. Und Kinder unter Fünf sterben oft daran. Alle älteren kann man recht gut behandeln. Trotzdem ist Malaria hier schon ein Angstfaktor.
Weiter ging es über den Markt. Sie hatten natürlich viele landwirtschaftliche Produkte, aber auch andere Sachen. Ich erklärte dem Guide, dass ich nach Patches suchte. Sie hatten hier natürlich keine. Malawi war so arm, woher sollten die auch kommen… er meinte, wir könnten es vor dem Camp in den Shops versuchen. Ok.
Bevor wir aber zurück liefen, sah ich einen Barbershop und fragte, ob sie auch Frauen die Haare schneiden. Machte er glatt, obwohl er sichtbar keine Ahnung hatte oder zu aufgeregt.... Die Maschinen hingen an einem dünnen Draht zum Laden, der nur schwach mit Klebeband isoliert war, seine Werkzeuge waren auch eher auf Männer ausgelegt, der längste Schnittaufsatz war der kürzeste bei mir zuhause.. egal.. runter mit der Wolle! So richtig glücklich war ich nicht mit dem Schnitt, aber ja, special African hair cut! Hat nicht jeder.😅 Und es wächst ja auch wieder.
Eine Preisliste hing da. Der teuerste Schnitt war 700 Kwacha (0,45 €). Ich gab ihm 5000. Ein paar Jungs hatten schon hinter mir Platz genommen, die bekamen vielleicht ihren Schnitt umsonst heute.
Nun liefen wir aber wirklich zurück. Es war auch mächtig heiß in diesem malawischen Winter. Im Shop voller nicht gespannter Leinwände (so werden hier alle Bilder angeboten, denn man rollt sie am besten und transportiert sie in einer Rolle) mit wirklich schönen Motiven und gut ausgeführten Maltechniken verhandelten wir, denn Patches hatten sie natürlich nicht. Sie wollten mir etwa A4 große Afrika-Karten mit unserer Tour verkaufen. Die hatten sie immer schon vorgemalt und ergänzten dann nur das Datum und die entsprechenden Daten. So waren sie schnell fertig, wenn jemand aus dem Camp eine Karte wollte. Sie sollte aber auch 50$ kosten. So viele hatte ich definitiv nicht mehr. Und das war ja auch nicht was ich wollte…Am Ende kam der Künstler mit ins Camp, ich holte den Rucksack, zeigte die Stelle wo es hin sollte und zählte mein Geld. Was ich für die Touren heute noch brauchte, legte ich zurück, dann waren noch etwa 22000 Kwatchas übrig. Die konnte er gerne haben. Ein Auftragsarbeit sozusagen.
Kaum hatten wir unseren Lunch gegessen, heute gab es Nudelsalat mit viel Chicken und Krautsalat, kam auch schon jemand von draußen und meinte, es sei fertig. Hammer, da war ja kaum die Farbe trocken! Und wahrlich, das Stück war fertig. Ich bezahlte und war glücklich und er nahm das Geld und bedankte sich für die Unterstützung der Gemeinschaft. Denn alle Einnahmen wurden hier geteilt.
Ja, da hatte ich ja gleich was zu tun. Die Farbe war zwar getrocknet, aber Acryl bleibt ja noch eine Weile elastisch. Darum nähte ich es gleich fest. Sah sehr schick aus, das Teil. Hoffentlich bröckelt die Farbe nicht mit der Zeit runter oder greift sich ab. Das waren schon Bedenken.
Halb Drei begann der nächste Ausflug - Schnorcheln im Malawi See. Hier sollte es parasitenfrei sein. Das hoffte ich sehr, Bilharziose ist nicht so lecker. Michael kam mit und drei Jungs aus dem Dorf fuhren uns. Zwei paddelten und einer schöpfte das Wasser aus dem Holzkahn, wir nahmen den kleinen ohne Motor, denn wir waren zu wenige Personen für das große Motorboot…
Wie die meisten Australier hatte Michael das Talent, sehr schnell mit jedem ins Gespräch zu kommen und unendlich viele Themen abzuklopfen. So wurde es nicht nur nicht langweilig, sondern auch sehr lustig. Bald waren wir an der Insel. Viele große Steine und Felsen und definitiv keine hundert Meter hoch. Nicht mal sieben an der höchsten Stelle und das höchste zum Springen waren vielleicht drei Meter. Haha, die kleinen Flunkerer, gestern!
So, schnorcheln - Teil unseres 20 $ Pakets, neben Fischen und Sonnenuntergang erleben. Ok, mein Schnorchel sah aus wie die, die ich auf der Nora erst einmal eine halbe Stunde in Chlor gebadet und dann gründlich geschrubbt hatte. Meiner war hier nicht geschrubbt. Ach komm, hab dich nicht so, das ist Malawi, Afrika, eines der ärmsten Länder der Welt. Schnorchel in den Mund und ab ins Wasser. Don't be so picky!
Es ging ziemlich steil runter rings um die Insel, ein paar Fische waren da, bläuliche, gelblich braune, gestreifte, … alle sehr klein. Aquarienfische halt. Der größte war etwa handflächengroß, leuchtend blau mit schwarzen Streifen und drei gelben Flecken am hinteren Teil der Bauchflosse.
Ansonsten war das Wasser eher trüb und nur die algigen, braunen Felsen zu sehen. So waren wir recht schnell wieder draußen. Wir setzten uns auf den Felsen und schauten aufs Land hinüber in die Nachmittagssonne. Das war nett. Dabei erfuhren wir weiteres über das Leben in Malawi. Wirklich armes Land, mit viel Hilfe untereinander. Das Fischen war eher der Teil, der vom dritten im Boot erledigt wurde, er hatte eine kleine Dose mit dem Catch of the day… ein paar 4 cm lange Fischchen, die nur als Köder für etwas Größeres taugten. Die hatte er mit zwei kleinen selbstgebauten Angeln aus kräftigem Schilfrohr gebaut.
Nach zwei Stunden fuhren wir wieder zurück. Aber es war ok. Voll das Erlebnis, auch wenn anders als vielleicht erwartet. Danach ging ich lieber gleich duschen, weil ich am Abend sicher keine Lust mehr dazu hatte.
Noch vor dem Dinner rollte ein g-adventures Truck auf das Gelände. Da waren wesentlich mehr Gäste drin. Und ruckzuck hatte ich ganz viele Zeltnachbarn für diese Nacht.
Zum Dinner gab es wieder eine Lammhaxe vom Grill und Pellkartoffeln mit Blumenkohl und Broccoli. Wahnsinn. Danach verschenkte ich die Mikropur Tabletten an meinen Guide von heute morgen. Der wird schon wissen, wen er damit am besten beschenkt.
Wir spielten noch eine Runde Poolbillard, also ich das erste Mal, wusste nicht was ich tue und hatte natürlich keine Chance. Aber war lustig. Danach saßen wir am Strand, tranken noch ein Bier, schauten auf die Wellen und das Kreuz des Südens … besser als Lagerfeuer, in meinen Augen!
21.06.
Wow, was war heut Nacht mit dem See los?! Der klang ja, als wurde er gleich über die Ufer fluten. Waren das Wellen!!
Um 4:15 Uhr war Aufstehen und Zelt einpacken. Zum Frühstück nur zwei Toast und einen Kaffee. Die Tüte Erdnüsse ließ ich auch bei den Männern.
Dann rumpelten wir vom Camp. Und das war wirklich ein Gerumpel, zunächst noch ein ganzes Stück am See entlang, dann in Nkhotankota bogen wir nach rechts, um die Straße durch den gleichnamigen Nationalpark zu nehmen.
Hier gabs wieder einen wildlife kick - nein, nicht die netten Tiere, die jeder sehen will, gab es hier. Vor ein paar Jahren hatte man hier wieder Elefanten angesiedelt, man sah auch den Kot überall liegen und die Schilder wiesen auf Elefanten hin. Doch die sahen wir nicht.
Nein, hier gab es garstige Bieser für den anderen Kick! Neben Malaria Mücken und Bilharziose Wirten gab es hier auch Tsetsefliegen, garstige Blutsauger und Beißer, zusätzlich auch Überträger der Schlafkrankheit! Das will man gar nicht. Nette Sachen hat man hier in Afrika, wirklich! Um sie einzudämmen, hingen immer mal blaue oder schwarze vergiftete Tücher in den Büschen. Auf diese Farben gingen die Fliegen besonders.
Wir sollten die Truckfenster schließen, es war bewölkt, da sollte es auch nicht zu heiß werden. So, die Fliegen hatten wir also im Griff. Was aber auch spannend war, war die Straße. Hilfe, das ging ab! Straße konnte man es nicht nennen, es war ein Sandweg, aber mit tiefen Canyons ausgewaschen. Das schaukelte schlimmer als drei Tage Drake Passage in 50 Knoten Wind! Alter Falter!! Über eine Stunde kämpfte sich der Truck durch den Park. Dann hatten wir es geschafft.
Die Landschaft war malerisch. Weite Ebene, in der Ferne bewaldete, abwechslungsreiche Hügel, immer wieder Hütten mit Strohdächern, kleinere Siedlungen… und wesentlich bessere Straße.
Wir fuhren zum Grenzübergang Mchinji.
Dann waren die vier Nächte und fünf Tage Aufenthalt in Malawi auch schon wieder vorbei. Malawi, the warmest Heart of Africa, sehr arme, aber sehr herzliche, freundliche Menschen, und mit dem schnitzworkshop, dem village walk und dem Schnorchelausflug die bisher teuersten extra Aktivitäten gemacht. Dabei hab ich zwei einmalige Souvenirs von hier ergattert, die Giraffe und den extra angefertigten, handgemalten Aufnäher. Ich bin super glücklich!
Gleich kommt das nächste Land, und hier werden wir etwas länger bleiben.
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